Angela Merkel triumphiert: stärkstes CDU-Ergebnis seit 1994. FDP nicht mehr im Bundestag. SPD und Grüne enttäuscht. AfD an der Fünfprozenthürde

Berlin. Eine Frau auf dem Höhepunkt ihrer Macht: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei der Bundestagswahl für die Union einen triumphalen Sieg eingefahren. CDU und CSU kamen nach Hochrechnungen auf rund 42 Prozent – fast acht Punkte mehr als bei der Wahl 2009. Verzweiflung dagegen bei der FDP. Sie ist mit aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr im Bundestag vertreten. Bis zum späten Abend blieb unklar, ob es die Euro-kritische AfD ins Parlament schaffen wird.

Merkel sprach von einem großen Tag für die Union. Das Ergebnis von rund 42 Prozent ist der beste Wert seit 1994, als Helmut Kohl Bundeskanzler war. Bis zum späten Abend war unklar, ob Merkel künftig einen Koalitionspartner braucht oder möglicherweise sogar allein mit einer absoluten Mehrheit regieren kann. Die Kanzlerin wurde in der Berliner Parteizentrale minutenlang von ihren Anhängern euphorisch gefeiert. „Wir haben ein Superergebnis erreicht“, rief sie ihnen zu. „Wir werden damit verantwortungsvoll und sorgsam umgehen.“

Für Merkels bisherigen Partner FDP endete der Wahltag dagegen in einem Desaster. Die Liberalen stürzten von 14,6 Prozent im Jahr 2009 auf etwa 4,8 Prozent ab und sind nach diesen Zahlen künftig nicht mehr im Parlament vertreten – erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik. FDP-Chef und Vizekanzler Philipp Rösler sprach von der „bittersten Stunde“ seit Bestehen der Partei. Er werde dafür die persönliche Verantwortung übernehmen. Der FDP-Chef in Nordrhein-Westfalen, Christian Lindner, forderte noch am Abend einen Neuanfang, der von den Ländern ausgehen müsse. Viele in der Partei rechnen damit, dass er Rösler ablösen wird.

Enttäuschung und Ernüchterung auch bei SPD und Grünen. Sie verfehlten bei Weitem ihr Ziel einer rot-grünen Mehrheit. Zwar legte die SPD gegenüber 2009 leicht auf rund 25,6 Prozent zu, doch SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gab zu: „Wir alle haben uns mehr erwartet.“ Er gratulierte Merkel zu ihrem Sieg. An ihr liege es nun, sich eine Mehrheit im Bundestag zu verschaffen. „Der Ball liegt in ihrem Spielfeld“, sagte Steinbrück. Sollte die Union keine absolute Mehrheit erreichen, könnte es eine Neuauflage der Großen Koalition geben.

CSU-Chef Horst Seehofer sagte, seine Partei wolle eine Koalition mit der SPD „im Grunde genommen“ nicht, weil ein solches Bündnis die Ausnahme sein sollte. Für die Entscheidungen im Bundesrat allerdings könne eine Große Koalition hilfreich sein. „Aber darüber zu spekulieren ist viel zu früh.“

Die Grünen verschlechterten sich um mehr als zwei Punkte und kamen ebenso wie die Linken nur noch auf gut acht Prozent. Die Grünen-Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt und Jürgen Trittin machen keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung. „Wir werden uns dieser bitteren Realität stellen müssen“, sagte Trittin. Man werde das Ergebnis „schonungslos“ analysieren. Er schloss nicht aus, dass auch seine Partei mit der Union über eine mögliche schwarz-grüne Koalition reden werde. „Aber die Wahrscheinlichkeit, dass dabei etwas rauskommt, halte ich nicht für besonders hoch.“

Bis zum Schluss musste die AfD um den Einzug in den Bundestag bangen. Nach den Hochrechnungen lag sie bei 4,9 , bzw. 4,8 Prozent. AfD-Chef Bernd Lucke sagte, schon jetzt habe die neue Partei einen großen Erfolg erzielt. „Wir haben eine Alternative formuliert, für Menschen, die enttäuscht sind.“ Die AfD habe die Demokratie in Deutschland reicher gemacht.

Die Union hat ihren Erfolg bei der Bundestagswahl nach einer ersten Analyse der Forschungsgruppe Wahlen vor allem dem hohen Ansehen Merkels zu verdanken. Sie habe das beste Kanzler-Image seit 1990, als Helmut Kohl an der Spitze der Regierung stand, so die Wissenschaftler. Die Wertschätzung sei lagerübergreifend. 80 Prozent der befragten Bundesbürger attestierten der Kanzlerin demnach gute Arbeit, nur 17 Prozent bewerteten ihre Leistung als schlecht.