Bonn. Der Wettbewerb der gesetzlichen Krankenkassen um gesunde und finanzkräftige Mitglieder hat sich offenbar verschärft. Das Bundesversicherungsamt in Bonn kritisiert in seinem Tätigkeitsbericht für 2012 teils rüde Methoden, mit denen attraktive Kunden angelockt werden sollen. Alte und Kranke würden dagegen teilweise gezielt vergrault – ein Verstoß gegen rechtliche Vorgaben, so die Aufsichtsbehörde. Den Pflegekassen wirft sie mangelnde Beratung vor.

Während die Kassen Zeit, Geld und Kreativität in die Werbung attraktiver Mitglieder steckten, werde Versicherten mit hohem Kostenrisiko wie Alten und Kranken teilweise die Tür vor der Nase zugeschlagen, heißt es im Bericht.

In einem Fall versuchten Mitarbeiter einer Krankenkasse demnach, behinderte und chronisch kranke Versicherte zur Kündigung ihrer Mitgliedschaft zu bewegen. Damit habe die Kasse gegen rechtliche Vorgaben verstoßen. Die Aufsichtsbehörde beanstandet auch Werbemaßnahmen, die sich die Kassen beispielsweise von privaten Versicherungsunternehmen bezahlen ließen. Über die Pflegekassen heißt es in dem Bericht, sie kämen ihrer umfangreichen Informations- und Beratungspflicht zum Teil gar nicht oder nur unvollständig nach.