Münster/Berlin. Von wegen Politikverdrossenheit: Laut einer Studie will eine große Mehrheit der Kinder zwischen neun und 14 Jahren mitreden, wenn es um Entscheidungen in ihrem Umfeld geht. Zwei Drittel der Befragten wünschen sich laut LBS-Kinderbarometer eine Beteiligung an Entscheidungen in ihrer Stadt oder Gemeinde. Aber nur ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland gab an, das Gefühl zu haben, dass die eigene Meinung auch etwas zählt. 67 Prozent beklagten, bei Entscheidungen nicht gefragt zu werden.

Bundesweit waren in der repräsentativen Umfrage 10.000 Kinder im Alter von neun bis 14 Jahren befragt worden. Fragen nach der Mitbestimmung wurden zum ersten Mal gestellt.

25 Prozent der Befragten gaben an, sich ehrenamtlich in der Schülervertretung oder der Kirchengemeinde zu engagieren. Laut Studie ist dies ein Beleg dafür, dass die Kinder „echten Gestaltungswillen haben“. Christian Schröder vom LBS-Kinderbarometer: „Kinder haben häufig erfrischend unkonventionelle Ideen, wir sollten ihnen viel häufiger zuhören und ihr Engagement für die Gesellschaft fördern.“ Die Uno-Kinderrechts-Konvention aus dem Jahr 1990, die auch von der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet wurde, sieht die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der politischen Meinungsbildung vor. 83Prozent der Befragten wussten das nicht. Die Uno-Konvention ist in den ostdeutschen Ländern bekannter als im Westen.

Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) will das Studienergebnis nutzen. „Auf dieser Begeisterung müssen wir aufbauen. Wir sollten den Wunsch nach möglichst früher Beteiligung an Wahlprozessen ernst nehmen und, wo immer es geht, verstärken. Deshalb bieten wir auch zur kommenden Bundestagswahl wieder eine Juniorwahl an“, teilte sie mit. Mehr als 500.000 Jugendliche werden an mehr als 2200 Schulen im Vorfeld der Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Das Wahlergebnis werde am Wahlsonntag, dem 22. September, unter www.juniorwahl.de veröffentlicht.