Berlin. Die Anti-Korruptions-Organisation Transparency International sieht im Bereich der Altenpflege ein Einfallstor für Betrug. In einer heute in Berlin vorgestellten Studie verweist die deutsche Transparency-Sektion auf die zahlreichen Akteure, die hierzulande Pflege finanzieren: Angehörige, Pflegekassen, Krankenkassen, Sozialhilfe, Rentenversicherung und im Einzelfall auch noch weitere Beteiligte wie etwa Unfallversicherungen. „Die Vielzahl der Akteure und der gesetzlichen Verwaltungsvorschriften macht es schwierig, Verantwortlichkeiten eindeutig zuzuordnen“, sagte die Co-Autorin der Studie, Barbara Stolterfoht. Sie forderte mehr Mitbestimmungsrechte für Altenheimbewohner und Angehörige, die Einsehbarkeit von Gutachten des Medizinischen Dienstes über die Pflegebedürftigkeit und eine Internet-Veröffentlichung von Transparenzberichten. Zudem schlägt sie ein bundesweites Register für die Dokumentation von Verstößen vor.

Besonders kritisch sieht die Studie den Bereich rechtlicher Betreuungen. Die Zahl der Fälle, in der ein Gericht einen Betreuer für einen Pflegebedürftigen anordnet, ist nach Transparency-Angaben von 420.000 im Jahr 1993 auf 1,3 Millionen im Jahr 2008 angestiegen. Die Kosten explodierten von fünf auf 640 Millionen Euro im gleichen Zeitraum. Transparency kritisiert, dass es keine berufsrechtlich definierten Zugangskriterien für selbstständige Berufsbetreuer gebe und eine ausreichende Kontrolle fehle. Den Angaben zufolge betreut derzeit ein Rechtspfleger, der Aufsicht ausüben soll, rund 1000 solcher Verfahren.