Auch 2005 und 2009 verlor die Union im Sommer. Merkel plant Turbo-Wahlkampf zum Finale

Berlin. Als Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Sommerurlaub mit dem traditionellen Besuch der Bayreuther Wagner-Festspiele begann, strahlte sie in die Kameras. Das lag nicht nur an der Vorfreude der Wagner-Bewunderin, sondern auch daran, dass sie entspannt auf die Umfragewerte schauen kann. Die Union liegt konstant bei mindestens 40 Prozent, ihre persönlichen Umfragewerte sind seit Wochen konstant gut – sehr gut sogar, wenn man bedenkt, dass Merkel bereits eine achtjährige Regierungszeit hinter sich hat.

Aber der Schein trügt. Denn Merkel hat genug Wahlkampferfahrung, um zu wissen, dass die Zahlen zu diesem Zeitpunkt nicht viel aussagen. In einem Interview mit dem parteiinternen „CDU-TV“ warnte sie daher die Parteimitglieder, es gelte zu kämpfen. „Es wäre jetzt ganz, ganz falsch, die Hände in den Schoss zu legen.“ Denn die Union und Merkel plagen schmerzliche Erinnerungen. Bereits bei den Wahlen 2005 und 2009 hatten CDU und CSU zu Beginn der Sommerpause sehr gut dagestanden und wie die sicheren Sieger ausgesehen. Aber dann sackte die Union bis zum Wahltag erheblich ab. Im Juli 2005 etwa hatte die Union im ZDF-Politbarometer bei der Sonntagsfrage bei 44 und in der politischen Stimmung sogar bei 47 Prozent gelegen – bei der Wahl am 18. September gab es dann aber nur 35,2 Prozent. 2009 war der Absturz nicht ganz so hart: Im Juni hatten CDU und CSU bei 37 Prozent gelegen, am Ende reichte es am 27. September für 33,8 Prozent. Merkel rettete das sehr gute Ergebnis der FDP und das historische Tief der SPD.

Die neuesten Umfragen zeigen, dass sich diese Entwicklung durchaus wiederholen könnte. In einer Forsa-Umfrage für den „Stern“ und RTL verlor die Union auf 40 Prozent, während Rot-Grün zulegten. CDU und CSU hätten ihr Wählerpotenzial schon weitgehend ausgeschöpft, sagte Forsa-Chef Manfred Güllner dem „Stern“. Die SPD habe dagegen noch Reserven im Lager der Unentschlossenen. Es besteht die Gefahr, dass die Stimmung in der Bevölkerung, dass Merkel ohnehin Kanzlerin bleibe, für eine Demobilisierung sorgen könnte – nämlich im eigenen Lager.

Wie ernst Merkel die Herausforderung im Kampf um eine erneute Wiederwahl nimmt, zeigt ein Blick auf den am 14. August für sie offiziell beginnenden Wahlkampf. Sie hat sich eine Mammuttour täglicher Wahlkampfauftritte bis zum Wahltag am 22. September zusammenstellen lassen, die nur an drei Sonntagen einmal kurz unterbrochen wird. Ihr Vorbild soll die CDU und CSU mobilisieren, so die Hoffnung.