Steuer-Plus von 3,5 Prozent im ersten Halbjahr. Arbeitnehmer zahlen fünf Milliarden mehr

Berlin. Höhere Löhne lassen die Steuereinnahmen des deutschen Staates steigen. Im ersten Halbjahr flossen rund 277 Milliarden Euro in die Kassen von Bund und Ländern – 3,5 Prozent mehr als in den ersten sechs Monaten 2012. Dabei stieg das Aufkommen aus der Lohnsteuer – nach der Umsatzsteuer die wichtigste Einnahmequelle des Staates – mit gut sieben Prozent besonders stark. „Neben dem andauernd hohen Beschäftigungsniveau wirkten sich verstärkt auch die diesjährigen Tariflohnsteigerungen im Aufkommen aus“, hieß es in dem am Montag veröffentlichten Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums. Dadurch führten die Arbeitnehmer gut fünf Milliarden Euro mehr an die Finanzämter ab.

Die tariflichen Monatsverdienste der Arbeitnehmer waren im ersten Quartal im Schnitt um 3,0 Prozent gestiegen. Der Staat profitiert davon doppelt, weil mit jedem zusätzlich verdienten Euro ein höherer Steuersatz droht. Diese heimlichen Steuererhöhungen werden im Fachjargon „kalte Progression“ genannt. Auch deshalb stehen die Chancen gut, dass der Staat in diesem Jahr mehr einnimmt als erwartet: Nach der letzten Steuerschätzung aus dem Mai wird für 2013 ein Plus von 2,5 Prozent erwartet.

Dazu dürften auch die trotz mauer Konjunktur robusten Unternehmensgewinne beitragen. Die Einnahmen aus der Körperschaftssteuer zogen in den ersten sechs Monaten um 9,3 auf knapp 11,5 Milliarden Euro an. Bei den Steuern, die allein den Ländern zustehen, machte sich angesichts des Immobilienbooms die Grunderwerbsteuer besonders bemerkbar: Ein Plus von rund 15 Prozent brachte den Ländern im ersten Halbjahr vier Milliarden Euro ein. Die Umsatzsteuer-Einnahmen wuchsen dagegen nur um etwa ein Prozent. Das ist vor allem auf die geringere Einfuhr-Umsatzsteuer aufgrund billigerer Rohstoffe zurückzuführen. Im zweiten Halbjahr erwartet das Ministerium im Zuge einer Wirtschaftsbelebung eine Steigerung.

Der Bundesbank zufolge hat sich die Konjunktur bereits im zweiten Quartal 2013 kräftig belebt. „Wichtige Wachstumsbeiträge dürften im zweiten Vierteljahr von der Industrie und der Bauwirtschaft gekommen sein“, hieß es im Monatsbericht. „Die Produktionsausfälle des ersten Quartals wurden zügig ausgeglichen.“ Allerdings dürfte die Wirtschaft aber bereits in den Sommermonaten einen Gang zurückschalten. Die „Hinweise auf eine Beruhigung des Wirtschaftswachstums“ hätten sich verstärkt, schrieb die Notenbank. „So kamen von den Aufträgen in den Monaten April und Mai keine nennenswerten Impulse für die Industrie.“ Zudem zögerten die Unternehmen mit Neueinstellungen.