Grünen-Politiker Sarrazin wirbt für Rettung des Landes. HSH Nordbank gab 1,6 Milliarden Euro Kredit. Gerade für Hamburg mit einer starken Schifffahrtsindustrie ist die Rettung des zypriotischen Staates wichtig.“

Hamburg/Nikosia. Zypern ist weit weg von Hamburg. Die Mittelmeerinsel liegt fast im Nahen Osten, nur 100 Kilometer entfernt von der syrischen Grenze, wo ein Krieg das Land aufreibt. „Aber Zypern geht uns alle an“, sagt der Hamburger Bundestagsabgeordnete der Grünen, Manuel Sarrazin. „Gerade für Hamburg mit einer starken Schifffahrtsindustrie ist die Rettung des zypriotischen Staates wichtig“, sagt er dem Abendblatt. Derzeit reist Sarrazin durch das Land, trifft führende Finanzbeamte, Ex-Außenminister und Wissenschaftler. Und deutsche Geschäftsleute, die sich auf Zypern niedergelassen haben. Vor allem Reedereien und Hersteller von Schiffstechnologie seien darunter. Derzeit gewinnt die Gasförderung vor der Küste des Inselstaates an Bedeutung – und somit auch das Geschäft mit Spezialbooten und Technik.

Doch die Rettung Zyperns droht im Schatten der Debatte um Griechenland zu verschwinden. Dabei ist das Land in der Europäischen Union, das seit 2008 auch den Euro als Währung hat, nicht unbedeutend. Über 200 Unternehmen aus Hamburg und dem Umland machen nach Informationen der Handelskammer Geschäfte mit Zyprioten. Knapp 40 Firmen sind mit einer Niederlassung auf der Insel oder produzieren vor Ort.

Die Krise des Landes trifft nicht nur die Industrie, sondern auch den Finanzsektor. Deutsche Banken haben nach Information der Deutschen Wirtschaftsnachrichten sechs Milliarden Euro in Zypern angelegt. Allein 1,6 Milliarden Euro davon entfallen auf die angeschlagene HSH Nordbank. Dabei soll es sich fast ausschließlich um Kredite für Schiffe deutscher und internationaler Reedereien handeln. Die HSH war in der Finanzkrise 2008 vom Staat gerettet worden und hatte im Gegenzug eine Reihe von Auflagen verordnet bekommen. Wegen des trüben Ausblicks im Kerngeschäft rechnet die HSH für 2013 ein weiteres Mal mit roten Zahlen.

Der Verband Deutscher Reeder bestätigte gegenüber dem Abendblatt, dass Reedereien und Technologieunternehmen in Zypern aktiv sind. Eine verlässliche Angabe über die Bedeutung der Rettung des zypriotischen Staates könne der Verband aber nicht machen. Zu unterschiedlich seien die Geschäftsfelder und Wirtschaftsbeziehungen.

Für den Grünen-Politiker Sarrazin geht es nicht nur um Kredite, Zahlen und Geschäfte. Im Herbst, sagt er, werde Deutschland und die Troika um Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und EU-Kommission die Rettung Zyperns noch einmal oben auf die Agenda setzen. Es gehe dann auch darum, dass die Menschen auf Zypern wieder Vertrauen in Europa, Deutschland und die EU aufbauen. Derzeit würden nationalistische Töne enorm an Gehör bei den Bürgern gewinnen. Das schade der Stabilität des Landes und die Friedensbemühungen mit dem türkischen Norden der Insel.