Unionsfraktionschef Volker will den Bundestagskandidaten Siegfried aus der CDU ausschließen

Berlin. Der Familie von Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) steht vor der Bundestagswahl ein Bruderzwist ins Haus: Weil sein Bruder Siegfried im Wahlkreis Villingen-Schwenningen trotz seiner CDU-Mitgliedschaft als unabhängiger Direktkandidat antreten will, hat Volker Kauder ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn gefordert.

„Er kandidiert gegen einen von der CDU aufgestellten Kandidaten und will gleichzeitig Parteimitglied bleiben“, sagte Volker Kauder der „Saarbrücker Zeitung“. „Unabhängig von Familienzugehörigkeiten muss ich klar sagen: Das geht nicht.“ Auf die Frage, ob er ein Parteiausschlussverfahren gegen seinen Bruder fordere, antwortete der Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag: „Daran führt nach meiner Auffassung kein Weg vorbei.“ Er bedauere sehr, dass es so weit gekommen sei, sagte Kauder. Er habe versucht, mit seinem Bruder Siegfried zu sprechen, „aber ich habe ihn nicht erreichen können“. Siegfried Kauder war im November 2012 bei der Nominierung des Wahlkreis-Kandidaten zur Bundestagswahl nach parteiinternen Querelen unterlegen.

In Interviews warf er daraufhin seiner Partei vor, die Entscheidung gegen ihn sei auf undemokratischem Wege zustande gekommen. So sei zum Beispiel bei der Nominierungsveranstaltung eine Wahlurne nicht ausgezählt worden, sagte der CDU-Politiker dem Sender n-tv. „Es war im Endeffekt ein kalter Putsch.“ Siegfried Kauder zeigt sich vor einem möglichen Parteiausschlussverfahren gegen ihn gelassen. „Das schadet der CDU mehr als mir“, sagte Kauder der Illustrierten „Bunte“. Die Menschen wollten Politiker, die nicht alles abnickten. Er habe eine Chance, weil er „wegen unchristlicher Tricksereien nicht mehr aufgestellt“ worden sei. Viele Leute hätten zwar schon bei seinem Bruder Volker angerufen und gefordert: „Fang den Siegfried ein.“ Aber dieser wisse, „dass das sinnlos ist, er hat es gar nicht erst versucht“, sagte Siegfried Kauder. Am Freitagabend berät der CDU-Kreisvorstand im Wahlkreis Schwarzwald-Baar über den Alleingang Siegfried Kauders. Über ein Parteiausschlussverfahren soll dabei aber noch keine Entscheidung fallen. Anfang dieser Woche hatte Siegfried Kauder gesagt: „Sollte es ein Ausschlussverfahren geben, werde ich mich diesem natürlich stellen.“ Auch der CDU-Landeschef Thomas Strobl hatte Siegfried Kauder einen Austritt nahegelegt.

Die Kauders sind das einzige Geschwisterpaar im Bundestag. Siegfried, 62, ein Jahr jünger als Fraktionschef Volker, gilt als ausgezeichneter Jurist und genoss im Berliner Parlamentsbetrieb großes Ansehen. Der „kleine Kauder“, wie ihn manche Abgeordnete nennen, ist Vorsitzender des Rechtsausschusses, leitete in der vorherigen Wahlperiode den BND-Untersuchungsausschuss, der hohe Wellen schlug. Kauder drängte sich dabei nie ins Rampenlicht, leitete sachlich und mit trockenem Humor die Sitzungen. In seinem Wahlkreis im südlichen Schwarzwald war er lange unangefochten die Hauptfigur. 20 Jahre lang amtierte er als Kreischef, seit 2002 als Abgeordneter. Er holte bei jeder Wahl das Direktmandat in dem konservativ geprägten Wahlkreis. Auch die Nachbarwahlkreise sind fest in CDU-Hand. Langjährige Abgeordnete dort sind Volker Kauder und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble.