Rio de Janeiro. Der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden könnte mit den von ihm gesammelten Dokumenten die Arbeitsweise und Struktur des Geheimdienstes NSA völlig offenlegen. Das sagte der „Guardian“-Journalist Glenn Greenwald. Die Tausende Dokumente seien „praktisch eine Betriebsanleitung für den Aufbau der NSA“, sagte Greenwald in Rio de Janeiro, wo er wohnt. Wer sie lesen würde, „würde sehr genau erfahren, was die NSA macht und wie sie es macht, was ihn in die Lage versetzen würde, dieser Überwachung zu entgehen oder sie zu reproduzieren“. Nach seiner Auffassung würde eine Veröffentlichung dieser Dokumente aber nicht die Sicherheit der USA gefährden.

Snowden habe jedoch darauf beharrt, sie nicht publik zu machen. Zum einen seien die Dokumente als Beweis gedacht, dass er die Wahrheit sagte. Zum anderen seien sie eine Art Lebensversicherung für den Whistleblower, sagte Greenwald. Snowden sei trotz seiner schwierigen Lage zwar ruhig und besonnen, er sei sich aber trotzdem bewusst, dass sich seine Lage dramatisch verschlechtern könnte. Die USA hätten gezeigt, „dass sie bereit sind, auch die extremsten Schritte zu unternehmen, wenn sie glauben, es sei nötig, um die nationale Sicherheit zu schützen“, sagte Greenwald. Doch Snowden wolle sich deshalb nicht einschüchtern lassen. „Ich habe bei ihm nicht ein Jota Reue oder Bedauern oder Angst über die Lage gespürt, in der er ist.“

Snowden sitzt seit dem 23. Juni im Transitbereich eines Moskauer Flughafens fest. Er hat Asylangebote aus Venezuela, Ecuador und Nicaragua. Weil sein Reisepass annulliert wurde, ist das Erreichen dieser Länder schwierig. Der russische Präsident Wladimir Putin hat ihm Asyl unter der Bedingung in Aussicht gestellt, dass er keine weiteren Enthüllungen mehr mache. Dazu sei er bereit, sagte Snowden, wenn er dafür in Russland bleiben könne, bis eine Weiterreise nach Lateinamerika möglich sei. Die USA, die ihn wegen Geheimnisverrats vor Gericht stellen wollen, forderten Russland daraufhin einmal mehr auf, ihn auszuliefern.