Berlin. Coole Musik, flotte Sprüche, ästhetische Bilder: Neonazis verbreiten ihre Propaganda immer stärker in sozialen Netzwerken im Internet, und das oft getarnt. Die Zahl rechtsextremer Angebote im Netz sei 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent auf rund 7000 gestiegen, sagte der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, am Dienstag in Berlin bei der Vorstellung des Berichts „Rechtsextremismus online“. Rund 5500 davon wurden auf Seiten wie YouTube und Facebook gefunden, auf denen jeder seine eigenen Angebote selbst präsentieren kann.

Dass es sich um rechtsextreme Inhalte handelt, sei dabei für Kinder, Jugendliche und Eltern oft nicht erkennbar, sagte Stefan Glaser von jugendschutz.net. So wie bei der 2002 in Frankreich entstandenen „Identitären Bewegung“, die Rassismus als „ethno-kulturelle Identität“ verschleiert. „Man muss genau hinschauen, um zu merken, man hat es mit NS-Ideologie zu tun“, sagte Glaser.

Aber auch die Zahl eindeutig rechtsextremer Hass- und Gewaltdarstellungen steige an, sagte Glaser. Im Internet seien 2012 fast 1680 gravierende Verstöße gegen den Jugendschutz festgestellt worden, fast 1350 davon seien auch strafbar gewesen. Dabei seien auch tatsächliche rassistische Tötungsverbrechen im Internet gezeigt worden. Dabei machen vor allem ausländische Anbieter wie das russische VK-Netzwerk, das wie Facebook funktioniert, den Jugendschützern Sorgen.

Wessen Inhalte von Facebook oder YouTube wegen rechtsextremer Inhalte gelöscht werde, der weiche inzwischen oft auf den russischen Anbieter aus, sagte Glaser. Denn die sozialen Netzwerke seien aus der Sicht von Neonazis eine „ideale Plattform“, um Jugendliche zu erreichen. „Jeder Termin wird über sämtliche Kanäle verbreitet“, sagte Glaser. Auch Apps würden immer stärker von Neonazis genutzt.