40 Prozent der Patienten müssen laut Befragung bis zu drei Wochen Geduld haben

Berlin. Der befürchtete Ansturm auf die Arztpraxen nach Abschaffung der Praxisgebühr zu Jahresbeginn ist ausgeblieben. Zwar stieg die Zahl der Behandlungsfälle in den ersten drei Monaten in der ambulanten Versorgung um 4,5 Prozent, berichtete der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Köhler, in Berlin. Dies sei aber wohl eher Folge einer Grippewelle. Bei den Fachärzten ging die Zahl der Behandlungen im ersten Quartal um 0,7 Prozent zurück. Die Zahl der Überweisungen sank nach Abschaffung der Gebühr um ein gutes Fünftel. Bis zum 1. Januar 2013 mussten Patienten die Praxisgebühr zahlen, wenn sie ohne Überweisung einen Facharzt aufsuchten.

Im vergangenen Jahr gingen 85 Prozent der Deutschen mindestens einmal zum Arzt, wie eine Befragung der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag der KBV ergab. Ein Drittel der mehr als 6000 Befragten kam auf drei bis fünf Arztbesuche, ein Fünftel auf sechs bis zehn Besuche. Fünf Prozent der gesetzlich Versicherten gingen mehr als 20-mal in die Arztpraxis. Mehr als 90 Prozent bewerteten die fachliche Kompetenz und das Vertrauensverhältnis zum zuletzt besuchten Arzt mit „gut“ oder „sehr gut“.

Ein Drittel der Patienten gab an, dass sie mehr als drei Tage auf einen Termin warten musste. „Fast die Hälfte der Bürger kann sofort zum Arzt – ohne Wartezeit“, betonte Köhler. Die Wartezeiten hätten sich im Vergleich zu vergangenen Jahren kaum verändert. Selbst im Wartezimmer müssten drei Viertel der Patienten nicht mehr als 30 Minuten warten, bis sie bei der Sprechstunde an der Reihe waren, sagte der KBV-Chef. Allerdings ergab die Befragung auch, dass bei Fachärzten rund 40 Prozent der Patienten bis zu drei Wochen oder sogar noch länger auf einen Behandlungstermin warten mussten. Besonders lang sind die Wartezeiten im Osten: Auf einen Termin beim Facharzt mussten hier 21 Prozent der Patienten mehr als drei Wochen warten. Fachärzte seien häufig so überlastet, dass sie kurzfristig einfach keine Kapazitäten freihätten, meinte Köhler dazu.

Einen Mangel an Hausärzten konnten die meisten Befragten nicht bestätigen: 76 Prozent hatten kein Problem, einen Arzt zu finden. Doch nur gut 56 Prozent sagten, in ihrer Nähe gebe es auch genug Fachärzte. „Wie problematisch die Menschen die Situation einschätzen, unterscheidet sich stark zwischen Stadt und Land“, erklärte dazu das KBV-Vorstandsmitglied Regina Feldmann.