250.000 junge Leute wechselten 2012 mit dem EU-Programm die Universität. Spanien beliebtestes Ziel, Deutschland auf Platz drei

Brüssel. Europa kennt dieser Tage nicht viele Erfolgsgeschichten. Die Griechenlandrettung wankt schon wieder, zehn Monate vor den Europawahlen ist die Zustimmung zur EU auf einem Tiefstand und die Jugendarbeitslosigkeit dafür auf Rekordhöhe. In Zeiten, in denen ein Mehr an Europa immer weniger Regierungschefs als erstrebenswert erscheint, gibt es doch ein Projekt, dass wie kein anderes für die bessere Vernetzung der Europäer steht und dieser Tage sogar Konjunktur erlebt: das akademische Austauschprogramm Erasmus.

EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou konnte heute in Brüssel einen neuen Rekord vermelden: 250.000 Studenten haben im Zeitraum zwischen 2011 und 2012 einen Teil ihres Studiums im europäischen Ausland verbracht – so viele wie noch nie zuvor. Damit stieg die Anzahl der Erasmus-Studenten seit Gründung des Programms 1987 insgesamt auf drei Millionen an, wie die griechische Kommissarin stolz verkündete. „Das Austauschprogramm ist wichtiger denn je in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und bei einer derart hohen Jugendarbeitslosigkeit“, sagte Vassiliou in Brüssel.

Derzeit profitieren insgesamt zehn Prozent aller Studenten in Europa vom Erasmus-Programm – bis ins Jahr 2020 sollen es sogar 20 Prozent sein, das hat sich die Europäische Union zum Ziel gesetzt. Erasmus ermöglicht es jungen Menschen, zwischen drei und zwölf Monaten ihres Studiums an einer Hochschule im europäischen Ausland zu studieren. Beliebtestes Land für die jungen Leute blieb auch im vergangenen Jahr Spanien. Kein Land schickte mehr seiner Studenten ins Ausland und nahm gleichzeitig mehr junge Akademiker auf als die Iberische Halbinsel. Ungefähr 40.000 Spanier gingen und genauso viele Europäer kamen. Unangefochten auf Platz eins und zwei der Top-Unis für Erasmus-Studenten sind Granada und Madrid.

Deutschland liegt unter den beliebtesten Zielländern für Erasmus-Studenten auf dem dritten Rang nach Frankreich. Die erste deutsche Universität taucht erst auf Platz 18 auf: 922 Europäer besuchten zwischen 2011 und 2012 die Technische Universität München, gefolgt von der Universität Münster (Platz 31) und der Ludwig-Maximilians-Universtität München (Platz 35). Die meisten deutschen Studenten wollen nach Spanien, gefolgt von Frankreich und Italien. Ansonsten ist beliebt, was nicht allzu weit von der Heimat entfernt ist: Dänemark, die Niederlande und Polen locken Akademiker aus Deutschland für ein Auslandssemester.

Neben den EU-Mitgliedsstaaten nehmen außerdem Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz und die Türkei teil. Ein Platz im Erasmus-Programm bedeutet nicht nur, dass junge Menschen sich an anderen Universitäten einschreiben können. Damit sind auch ein Stipendium mit einer durchschnittlichen Höhe von 252 Euro im Monat und die Reisekosten verbunden.