Konnte jemand ohne eigenes Wissen NSDAP-Mitglied werden? Wurden ganze HJ-Jahrgänge oder NS-Verbände einfach in die Partei überführt? Die Historiker Hans Ulrich Wehler und Norbert Frei halten Kollektivüberführungen für möglich; Belege gibt es nicht. Michael Buddrus, Kenner der HJ-Geschichte, schreibt in einem Gutachten, es habe keine automatischen korporativen Parteiaufnahmen aus einzelnen Jahrgängen oder NS-Verbänden gegeben. Das seien „Legenden“ aus der Entnazifizierungszeit. Auch Historiker Armin Nolzen meint, Voraussetzung sei ein eigenhändig unterschriebener Antrag gewesen. Nicht unterschriebene Anträge schickten die Nazis zurück.

Es war möglich, Nein zu sagen. Davon zeugt ein SD-Bericht (Sicherheitsdienst des Reichsführers SS) von 1943 über die „Einstellung der Jugend zur Partei“, in dem von „mangelnder Bereitschaft“ bei vielen die Rede ist. Manche hätten es „mit unschönen Bemerkungen“ abgelehnt, einen Aufnahmeantrag auszufüllen.

Weil die Zahl der NSDAP-Mitglieder nach der Machtergreifung auf 2,5 Millionen stieg, verfügte die Parteileitung eine Aufnahmesperre, die sie zeitweilig immer wieder aufhob. Zwischen 1933 und 1945 wurden laut Herwig nur sechs bis sieben Prozent aller Hitlerjungen in die Partei aufgenommen. Zum Ende des Krieges sei der Anteil größer geworden.