Rekordhochwasser drängt in Lauenburger Altstadt. Bund und Länder planen Hilfspakt

Hamburg. Tagelang hatten Tausende Helfer sich auf diesen Moment vorbereitet - am Montag war es so weit: Die gigantische Hochwasserwelle der Elbe hat Norddeutschland erreicht.

In Lauenburg (Schleswig-Holstein) musste die Feuerwehr am späten Nachmittag die Pumpen in der Uferstraße abstellen. Mit zu großer Wucht schoss das Wasser durch die Kanalisation in die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Auch die Stromversorgung wurde eingestellt. Die ufernahen Straßen waren in den Tagen zuvor evakuiert worden. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) sprach den Lauenburgern bei einem Besuch Mut zu. "Unser ganzes Mitgefühl gilt all denen, die gerade ihre Wohnungen, ihr Hab und Gut zurücklassen mussten", sagte er. "Aber Sicherheit geht immer vor."

Und die Flut steigt weiter. Montagabend verzeichnete der gegenüberliegende Pegel Hohnstorf (Landkreis Lüneburg) mehr als 9,30 Meter, Prognosen erwarten für die nächsten Tage einen Rekordwert von 10,15 Metern.

Im südlich gelegenen Hitzacker (Niedersachsen) stieg die Elbe am Montag auf 8,15 Meter und schien dabei zunächst zu verharren. Die von Spundwänden aus Metall umschlossene Altstadt liegt jetzt wie eine Insel in den Fluten der Elbe. Ihre Bewohner mussten sie ausnahmslos verlassen, und niemand weiß, wann sie zurückkehren können. Die auf acht Meter ausgelegten Deiche bei Hitzacker waren in den vergangenen Tagen mit Sandsäcken auf 8,80 Meter erhöht worden. Ob dies ausreicht, ist ungewiss. Die Flut soll etwa vier Tage auf die Bollwerke drücken.

Erst wenige Stunden zuvor hatte ein durchnässter Deich im Landkreis Stendal (Sachsen-Anhalt) dem Druck der Elbe nicht mehr standgehalten und war auf einer Breite von 50 Metern gebrochen. Ungeheure Wassermassen ergossen sich in die umliegende Ebene, überschwemmten das Dorf Fischbeck und zahlreiche Straßen und Gehöfte. 600 Menschen flohen. Auch eine Bahnbrücke über die Elbe musste gesperrt werden. Damit ist die wichtige ICE-Strecke Hannover-Berlin bis auf Weiteres gesperrt. Die Züge müssen jetzt weiträumig umgeleitet werden, mit Verspätungen bis zu drei Stunden.

Bei einem Besuch in der vom Hochwasser bedrohten Stadt Wittenberge (Brandenburg) versicherte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der Staat werde die von der Flut betroffenen Menschen nicht im Stich lassen. Am Donnerstag werde sie bei einem Treffen im Kanzleramt mit den 16 Ministerpräsidenten über Hilfsmaßnahmen beraten. Konkrete Zusagen über Summen machte sie nicht, sagte aber: "Wir wissen natürlich, dass die Schäden in die Milliardenhöhe gehen werden."

Auch Regierungssprecher Steffen Seibert deutete an, dass es einen groß dimensionierten Hilfspakt geben wird. Es werde "wie (bei der Flut) 2002 eine Solidarität geben und eine große Hilfsbereitschaft". Damals waren rund sieben Milliarden Euro für die Beseitigung der Schäden bereitgestellt worden. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück verlangte am Montag eine Summe in ähnlicher Größenordnung. Gerechnet wird damit, dass auch die Schäden der gegenwärtigen Hochwasserkatastrophe wieder mindestens die elf Milliarden Euro des Jahres 2002 erreichen.

(HA)