Berlin. Fast jedes vierte Kind wird einer neuen Studie zufolge von Erwachsenen geschlagen. Insgesamt 22,3 Prozent der Befragten zwischen sechs und 16 Jahren erlitten oft oder manchmal körperliche Gewalt durch Erwachsene, heißt es in einer am Montag vorgestellten Studie der Universität Bielefeld. Gewalt sei in Deutschland für viele Heranwachsende erschreckender Alltag. Kinder ab sechs Jahren seien dabei öfter betroffen (28 Prozent) als Jugendliche (17 Prozent).

Auffällig sei, dass die Gewalt in allen Schichten verbreitet sei, sagte Professor Holger Ziegler von der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Uni Bielefeld. Jedoch würden Kinder in schwierigen sozialen Verhältnissen häufiger und heftiger geschlagen. Gut fünf Prozent hätten angegeben, so heftig geschlagen zu werden, dass sie manchmal blaue Flecke bekommen.

Rund ein Viertel (25,1 Prozent) berichte zudem davon, von Erwachsenen als „dumm“ oder „faul“ beschimpft zu werden. Diese Erfahrung wirke sich stärker als körperliche Gewalt auf den Umfang von emotionalen Problemen, das Wohlbefinden und das Selbstvertrauen aus, sagte Ziegler.

Der Gründer des christlichen Kinder- und Jugendwerkes „Die Arche“, der Berliner Pastor Bernd Siggelkow, berichtete von seinen eigenen Praxiserfahrungen. Demnach habe es in den vergangenen Jahren „eine extreme Zunahme der Gewalt unter Kindern und Jugendlichen“ gegeben. Nichtige Anlässe reichten oft aus, um eine Schlägerei anzuzetteln. „Kinder, die immer unterdrückt und gereizt werden, reagieren irgendwann selber nur noch mit Gewalt“, warnte Siggelkow.

Für die „Gewaltstudie 2013 – Gewalt- und Missachtungserfahrungen von Kindern und Jugendlichen heute“ wurden von den Wissenschaftlern knapp 900 junge Menschen in Berlin, Köln und Dresden befragt. Die Ergebnisse seien somit repräsentativ.