SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück beruft Florian Pronold, Manuela Schwesig und Brigitte Zypries in sein Team

Berlin. Noch bevor Peer Steinbrück das Wort ergreift, gibt Florian Pronold am Montagmittag den Ton an. Der Kanzlerkandidat und die drei neuen Mitglieder seines sogenannten Kompetenzteams posieren im Willy-Brandt-Haus für die Fotografen. Dann werden sie gebeten, etwas zur Seite zu rücken. „Wenn wir uns nach links schieben sollen, dann machen wir das“, witzelt Pronold. Steinbrück schweigt dazu. Als er dann das Wort ergreift, um Pronold sowie Manuela Schwesig und Brigitte Zypries vorzustellen, gibt sich Steinbrück knapp und kühl. Fast schon geschäftsmäßig. „Mindestens zwei der drei Parteifreunde sind für Sie keine Überraschung“, sagt er trocken. Mit der Berufung des stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Pronold und von Parteivize Schwesig sei zu rechnen gewesen.

Ein wenig ernüchtert klingt das, und nach den hohen Erwartungen, die Steinbrück selbst an sein Team geweckt hatte, ist das allzu verständlich. Klein werde seine Mannschaft sein, mit Personen von außen, und ohne jeden Proporz werde sie auskommen, hatte der Kandidat einst verkündet und angemerkt: „Ost, West, Nord, Süd, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Bayern, Mann, Frau, Alt, Jung, Links, Rechts, Oben, Unten. Das geht nicht.“ Doch just jene ironisch gemeinten Anforderungen hat Steinbrück mit seinem nunmehr sechsköpfigen Team abgedeckt.

Mehr noch: Mit dem Bayern Pronold und der Hessin Zypries sind kaum zufällig die beiden Landesverbände bedacht, in denen im September die Landtage neu gewählt werden. Steinbrücks Ernüchterung dürfte auch darauf beruhen, dass ihm womöglich mehrere Wunschkandidaten einen Korb gegeben haben. Die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) etwa ließ ihn wissen, sie wolle nicht nach Berlin. „Mit ihrer kommunalpolitischen Erfahrung wäre sie eine Bereicherung für das Auftreten der SPD auf Bundesebene“, sagte Steinbrück der „Bild“-Zeitung, und fügte hinzu: „Aber Frau Ludwig hat sich für Chemnitz entschieden. Schlecht für mich, gut für Chemnitz!“ Nun also Pronold (der immerhin 20 seiner 40 Lebensjahre dem bayerischen SPD-Vorstand angehört), Schwesig (einst „entdeckt“ von dem Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier – für dessen Wahlkampfteam, über das Steinbrück so gern spottet) und Zypries (die bereits von 1991 bis 2009 in verschiedensten Funktionen regiert hat). Pronold soll die Themen Wohnen und Verkehr verantworten. Frauen, Familie, Demografie und Aufbau Ost listet Steinbrück als Themen für Schwesig auf; die Zuständigkeit für „Inklusion“ besitzt sie auch noch. Die frühere Bundesjustizministerin Zypries soll sich um Verbraucherschutz kümmern.

Der Themenzuschnitt seines Teams sei nicht als „in Stein gemeißelte Ressortgrenzen“ in einem von ihm geleiteten Kabinett zu verstehen, sagt der Kandidat. Während er spricht, entfernt sich Brigitte Zypries, ihr iPhone in der Hand, kurz. Sie reicht es einem Fotografen und bittet ihn um ein Foto. Von sich und ihren beiden Teamkollegen. Peer Steinbrück fehlt darauf.