Berlin/Moskau. Der Tipp kam aus Moskau. Über mehrere Wochen hatte der Inlandsgeheimdienst FSB Telefonate von Tschetschenen abgehört. Vor einigen Tagen informierten die Russen die deutschen Sicherheitsbehörden. Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, weihte in der vergangenen Woche dann die Innenminister von Bund und Ländern ein. Hinter verschlossenen Türen erklärte er auf der Innenministerkonferenz in Hannover: Man habe einen ernst zu nehmenden Hinweis darauf erhalten, dass ein tschetschenischer Extremist womöglich einen Anschlag in der Bundesrepublik plane.

Am Sonnabendmorgen, nur wenige Stunden vor dem Finale der Champions League, gab es einen Bericht von „Spiegel online“, wonach aufgrund der Warnung aus Russland bundesweit der Schutz der Fanmeilen verstärkt wurde. Doch offenbar waren diese Meldungen überdreht und stimmten so nicht. Bald schon meldete sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) zu Wort: „Es gibt derzeit keine Hinweise auf Anschlagspläne oder Anschlagsziele in Deutschland“, lautete das offizielle Statement. Die Wahrheit liegt wohl zwischen den ersten Medienberichten und dem Statement Friedrichs. Denn Ziercke bekam aus Russland Informationen, die durchaus brisant sind.

Nach Informationen aus Sicherheitskreisen wies Moskau auf einen Islamisten hin, der sich in Deutschland aufhält und von den Sicherheitsbehörden beobachtet wird. Nach Angaben von „Bild.de“ hatte der FSB Telefonate zwischen Tschetschenen im Kaukasus und in Europa abgehört. Demnach wurden zwei Tschetschenen aus Frankreich und einer in Deutschland aufgefordert, nach Syrien zu reisen, um sich den islamistischen Rebellen anzuschließen. Zuvor sollten sie aber noch in Westeuropa eine Gewaltaktion durchführen, auch Deutschland wurde als mögliches Anschlagsziel genannt. Der nun in den Blickpunkt geratene Tschetschene gehört offenbar zur radikal-islamischen Gruppierung Kaukasisches Emirat. Sie hat in Deutschland etwa 200 Anhänger. Insgesamt stufen die Sicherheitsbehörden in Deutschland laut „Bild.de“ gut 500 Tschetschenen als „extremistisch in ihrer Grundhaltung“ ein. Zudem wird ein Tschetschene in Deutschland als „Gefährder“ betrachtet.