Seehofer nennt Altkanzler einen leidenschaftlichen Europäer und einen großen Visionär

Hof/Mödlareuth. Ehre für Altkanzler Kohl: Die bayerische Staatsregierung hat am Dienstag die Verdienste des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) um die deutsche Wiedervereinigung gewürdigt. Nach einem Festakt in der Freiheitshalle in Hof folgte die Enthüllung einer Gedenktafel auf dem nahen Gelände des Deutsch-Deutschen Museums in dem Dorf Mödlareuth, durch das einst die innerdeutsche Grenze verlief. „Wir ehren heute einen deutschen Patrioten, einen leidenschaftlichen Europäer und einen großen Visionär“, sagte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) im Beisein Kohls. Der politischen Gestaltungskraft Helmut Kohls, seiner Entschlossenheit und seiner Liebe zum Vaterland sei es zu verdanken, dass die Wiedervereinigung nach 40 Jahren gewaltsamer Trennung wahr wurde. Durch Kohls Verhandlungsgeschick sei es gelungen, dass dieser „historisch einmalige Prozess friedlich geschah“.

Kohl hat die historische Bedeutung der deutschen Wiedervereinigung hervorgehoben. „Das gibt es kein zweites Mal in der Weltgeschichte“, sagte der 83-Jährige. „Wir haben Deutschland wieder vereint. Ich bin stolz auf unser Volk.“ Der ehemalige Regierungschef räumte aber auch ein: „Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Nicht alles, was wir uns vorgenommen haben, haben wir erreicht.“ Dennoch sei in den Jahren 1989 und 1990 ein Traum wahr geworden. Der im Rollstuhl sitzende Kohl spricht nur noch sehr selten öffentlich, seit einem Sturz tut er sich schwer mit der Artikulation.

An dem Festakt nahmen unter anderen der in Hof lebende Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) teil sowie der frühere österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Das 50-Einwohner-Dorf Mödlareuth liegt an der Grenze zwischen zwei Bundesländern – ein Teil gehört zu Bayern, der andere zu Thüringen.