EU-Gipfel soll so rechtzeitig beendet sein, dass Gäste zum 150. Parteigeburtstag der Sozialdemokraten kommen können

Berlin. Mit Staats- und Regierungschefs aus ganz Europa will die SPD das 150-jährige Bestehen der deutschen Sozialdemokratie in Leipzig feiern. „Der 22. und 23. Mai wird ganz sicher die größte internationale politische Veranstaltung in diesem Jahr in Deutschland sein“, sagte der Vorsitzende Sigmar Gabriel.

In Leipzig war am 23. Mai 1863 von Ferdinand Lassalle der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) gegründet worden. Aus ihm ging nach der Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei 1869 von August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach und einem Vereinigungsparteitag 1875 in Gotha die SPD hervor. Die Partei nannte sich zunächst Sozialistische Arbeiterpartei.

Zum Festakt kommen auch Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident François Hollande nach Leipzig. „Die SPD ist die älteste demokratische Partei auf unserem Kontinent“, betonte Gabriel. Sie sei Wegbereiter von Demokratie und Freiheit nicht nur in Deutschland. Gabriel dankte Merkel, dass sie sich dafür eingesetzt habe, dass ein Treffen der 27 EU-Staats- und Regierungschefs am kommenden Mittwoch so rechtzeitig enden soll, dass den Eingeladenen eine rechtzeitige Anreise nach Leipzig möglich ist. Neben Hollande werden auch die anderen sozialdemokratischen Staats- und Regierungschefs Europas erwartet sowie die Chefs der europäischen Sozialisten. Bei einem Treffen vor dem Festakt soll ein gemeinsamer Spitzenkandidat für die Europawahl 2014 vorgeschlagen werden.

SPD-Schatzmeisterin Barbara Hendricks sagte, allein zu dem Festakt würden 1600 Gäste erwartet. Das Motto lautet: „Ein besseres Land kommt nicht von allein“. Am 17. und 18. August soll es zudem als weiteren Höhepunkt ein Deutschlandfest am Brandenburger Tor in Berlin geben. Hendricks betonte mit Blick auf die aktuellen Mitgliederzahlen, dass die SPD die CDU wieder überholt habe. Laut SPD gab es zuletzt 474.481 Parteibuch-Inhaber.

Gabriel sagte, der eigentliche Gegner der SPD sei heute nicht die CDU, sondern ein Fatalismus, der sich breitmache, mit einer Skepsis gegenüber Parteien. Die Demokratie lebe aber von der Idee, etwas gemeinsam verändern zu können. Als umstrittenste SPD-Entscheidung der Geschichte nannte er die Zustimmung zu den Kriegskrediten 1914, die zur Spaltung des Arbeiterlagers und der Gründung der USPD führte. Aus der USPD gab es später viele Überläufer zu den Kommunisten. Gabriel betonte, die SPD habe nicht nur Entwicklungen in Deutschland geprägt, sondern habe schon früh auf eine stärkere europäische Einigung gedrängt. „Die sogenannten kleinen Leute in unserem Land haben Großes geleistet.“ Gabriel verwies darauf, dass etwa 1933 im Reichstag nur die SPD-Abgeordneten gegen die Entmachtung des Parlaments und die Machtübertragung auf Hitler stimmten.

Der SPD-Gründer Ferdinand Lassalle konnte die Entwicklung seiner Bewegung nicht lange verfolgen. Er starb 15 Monate nach der Gründung des ADAV nach einem Duell im Alter von 39 Jahren. Es ging um eine Frau, in die er sich verliebt hatte und die anderweitig versprochen war.