Klinik-Airbus landete in Fuhlsbüttel. Assads Truppen rücken vor

Berlin/Hamburg. Die Bundeswehr hat 36 schwer verletzte Syrer aus dem Bürgerkriegsland zur Behandlung nach Deutschland ausgeflogen. Mit der Aufnahme der Männer, Frauen und Kinder folgt die Bundesregierung einer Bitte der Nationalen Koalition der syrischen Opposition. Es handle sich um eine Geste der Menschlichkeit, die auch der Unterstützung der gemäßigten Opposition diene, sagte Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP). Er wollte sich nicht dazu äußern, ob unter den Aufgeflogenen auch Kämpfer sind. Die Verletzten seien ausschließlich nach medizinischen Kriterien ausgewählt worden, betonte er. Die Verletzten sollen in den Bundeswehrkrankenhäusern in Berlin, Hamburg, Ulm und Westerstede bei Oldenburg behandelt werden.

Das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg wird neun Schwerverletzte aufnehmen. Sprecher Stefan Maaßen zufolge handelt es sich um Männer mit Schuss- und Sprengstoffverletzungen. Die Patienten würden auf einer eigenen Station behandelt, die aus hygienischen Gründen zunächst abgesperrt werde. Das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg hatte bereits im Oktober 2011 zwölf schwer verletzte Opfer des Bürgerkriegs in Libyen behandelt. Auch diese Männer hatten Schuss- und Explosionsverletzungen erlitten. Einige erhielten Prothesen.

Die Verletzten wurden mit einem Lazarett-Airbus der Bundeswehr aus Jordanien ausgeflogen. In Kreisen des Auswärtigen Amts hieß es, die Bundesregierung werde sich weiter in enger Zusammenarbeit mit den syrischen Partnern und der syrischen Gemeinde in Deutschland dafür einsetzen, dass verletzte Syrer hier behandelt werden können. Insgesamt hat die Bundesregierung für die Syrien-Hilfe bislang 125 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Das Geld wird vor allem dazu verwendet, die Lage in den riesigen Flüchtlingslagern in Syriens Nachbarländern wie Jordanien erträglicher zu machen. Nach Uno-Angaben sind mehr als 1,1 Millionen Syrer aus ihrer Heimat geflohen. Deutschland will in diesem Jahr noch etwa 5000 Syrer aufnehmen. Bevorzugt werden sollen Kinder, die allein sind, Familien mit Kindern und Angehörige von Minderheiten.

Der Vorsitzende der Hilfsorganisation Grünhelme, Rupert Neudeck, begrüßte nach der Rückkehr von einer Syrien-Reise die Aufnahme der Verletzten. „Deutschland kann aber auch an humanitärer Hilfe noch viel mehr tun“, sagte Neudeck. Unter anderem schlug er vor, direkt an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei ein offizielles deutsches Büro für humanitäre Hilfe einzurichten.

In Syrien durchbrachen die Regierungstruppen nach übereinstimmenden Angaben beider Konfliktparteien nach sechs Monaten eine Blockade der Rebellen. Sie kämpften nun um die Wiedergewinnung der strategisch wichtigsten Straße in die Millionenmetropole Aleppo, berichteten staatliche Medien und Oppositionelle. Die Rebellen seien zum Gegenangriff übergegangen, ihre Kräfte seien jedoch wegen interner Streitigkeit geschwächt, erklärten Aktivisten.