Die halblangen Haare sitzen akkurat wie ein Helm, auch die Kleidung signalisiert: Hier kommt eine Dame. Aber die Oppositionsparteien im Bundestag sind gut beraten, sich nicht täuschen zu lassen. Wenn die neue Wissenschaftsministerin Johanna Wanka ans Rednerpult tritt, ist Zoff garantiert.

Die 61-jährige CDU-Frau ist nicht nur schnellzüngig, sondern liebt es, vorlaut zu sticheln. Dabei hilft ihr, dass sie als frühere Wissenschaftsministerin in Brandenburg 2000-2009 und in Niedersachsen 2010 bis 2013 ihren Stoff genauso draufhat wie notwendige Kurskorrekturen: In Brandenburg hat sie für das gebührenfreie Studium gefochten, in Niedersachsen später die Studiengebühren verteidigt.

Mit der Mathematikerin Wanka sitzt jetzt - neben der studierten Physikerin Merkel - eine zweite Frau aus dem Osten mit naturwissenschaftlicher Ausbildung am Kabinettstisch. Dass sie nach der Wende Karriere machen konnte, verdankt sie nach eigenen Angaben ihrer religiösen ostpreußischen Mutter, die ihr die Abneigung gegen die SED quasi mit der Muttermilch verabreicht hat. Ihre eigenen Kinder mussten damals lernen, über Gespräche daheim am Mittagstisch zu schweigen. Das hat ihr wehgetan und sitzt tief. Dafür hat sie in Wendezeiten begeistert am Fernseher Bundestagsdebatten verfolgt: "Ich habe das als demokratischen Idealzustand genossen - inklusive der Frage, wer recht hat." Jetzt debattiert sie dort selbst. Natürlich mit dem Anspruch, recht zu haben.