Sozialdemokrat Sigmar Gabriel musste sich seine Ideologie selbst erarbeiten. Denn sein Vater hatte eine gänzlich andere Gesinnung.

Hamburg. Er selbst ist SPD-Chef, doch die sozialdemokratische Gesinnung wurde Sigmar Gabriel offensichtlich nicht in die Wiege gelegt. Jetzt spricht der 53-Jährige erstmals öffentlich in dieser Form über die Nazi-Vergangenheit seines Vaters.

Dieser sei ein herrischer und spießiger NS-Sympathisant gewesen, sagte Gabriel der Wochenzeitung “Die Zeit“. Darüber habe er sich sehr geärgert. In der Lebenswelt seines Vaters habe er sich wie ein kleiner Gefangener gefühlt. Gabriel erzählte, er habe mit 18 Jahren erfahren, dass sein Vater Walter ein Nazi war und damals den Kontakt zu ihm abgebrochen. Erst 2005 habe er ihn wieder aufgenommen, um mit seinem Vater die Vergangenheit aufzuarbeiten. Dieser habe jedoch nicht von seiner Ideologie lassen können.

Inzwischen hege er gegen seinen vergangenen Sommer verstorbenen Vater aber keinen Groll mehr, sagte Gabriel. „Ich bin nicht zornig, ich bin nicht wütend, und ich fühle mich nicht einmal mehr verletzt.“ Etwas wie Schuld empfinde er jedoch gegenüber seiner Mutter, von der sich der Vater trennte, als Gabriel drei Jahre alt war. Erst im Alter von zehn Jahren habe er zu seiner Mutter ziehen dürfen, sagte der SPD-Chef: „Sie hat mir das Leben gerettet.“