Der „kleine Schäuble“ – dieser Titel hat Thomas Schäuble in seiner politischen Karriere immer begleitet. Vielleicht hat er auch deshalb die Lust an der Politik verloren und wurde Chef der Rothaus-Brauerei. Am Donnerstag erlag er den Folgen eines Herzinfarktes.

Grafenhausen/Stuttgart. Die Politik ist Thomas Schäuble in die Wiege gelegt worden. Vater Karl saß nach dem Zweiten Weltkrieg als Abgeordneter im badischen Landtag. Sein großer Bruder Wolfgang bestimmt als Bundesfinanzminister die Geschicke des Landes. Er selbst galt lange Zeit als Thronfolger von Erwin Teufel als Regierungschef in Baden-Württemberg. Doch dann kam der Bruch – und der „kleine Schäuble“ zog sich auf den Chefposten der landeseigenen Brauerei Rothaus in Grafenhausen zurück. Im Juli erlitt er auf einer Wanderung im Schwarzwald einen Herzinfarkt und lag seitdem im Wachkoma. Am Donnerstag starb er im Alter von 64 Jahren.

Überregional für Furore sorgte Thomas Schäuble im Jahr 2000 mit einer Abrechnung mit Helmut Kohl. Sein Bruder Wolfgang musste zuvor im Zusammenhang mit der CDU-Spendenaffäre seinen Hut als Parteichef nehmen. „Ich verabscheue Herrn Kohl. Und ich kann da für die ganze Familie sprechen“, brach es aus Thomas Schäuble heraus. Ohne die Hilfe seines Bruders wäre niemals 16 Jahre lang Bundeskanzler gewesen, meinte er.

Thomas war der jüngste der drei Söhne der Familie Schäuble. Nach dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Freiburg und Berlin promovierte er zum Dr. jur. Danach arbeitete er in der Landesanwaltschaft Karlsruhe, später beim Landratsamt Rastatt. Von 1984 bis 1991 war er Oberbürgermeister von Gaggenau. Dort ist seine Frau Brigitte seit 2007 Erste Beigeordnete.

Erwin Teufel machte Thomas Schäuble 1991 überraschend zum Minister. Als damals jüngstes Kabinettsmitglied übernahm er das neu geschaffene Verkehrsressort. Ab 1992 konnte er in der CDU/SPD-Koalition das Justizministerium leiten. Als 1996 die FDP wieder in die Regierung rutschte, musste er sein Wunschressort verlassen und wurde zum Innenminister ernannt.

In diesem Amt festigte er seinen Ruf als Rechtsausleger – mit einer restriktiven Haltung beim Zuzug von Ausländern und Spätaussiedlern und mit der Forderung nach Video- und Telefonüberwachung bei der Bekämpfung der Kriminalität. Doch anders als sein Bruder Wolfgang wurde Thomas der Politik mehr und mehr überdrüssig. Als die nordbadischen CDU-Delegierten dem mittlerweile umstrittenen Teufel bei der Wiederwahl zum Parteichef einen Denkzettel verpassten, nahm der Ministerpräsident das Schäuble übel - denn dieser war seinerzeit auch Chef des Bezirks Nordbaden.

Darauf folgte der Absprung: Bei einer Regierungsumbildung 2004 ging er aus dem Kabinett und wechselte kurz darauf auf den gut dotierten Chefsessel der Rothaus-Brauerei. Das sorgte für einigen Wirbel, da die Regierung auch die Leitung der staatlichen Toto-Lotto-Gesellschaft mit einem Ex-Minister besetzte. Der Bund der Steuerzahler kritisierte daraufhin den Missbrauch landeseigener Unternehmen zur Versorgung ausgedienter Kabinettsmitglieder.