Eigentlich ist es paradox, sagt Stefanie von Berg: "Das Thema ist einfach nicht sexy." Das Thema Sexarbeit, in Hamburg, nicht sexy. Stefanie von Berg, 48, ist die frauenpolitische Sprecherin der Grünen in der Bürgerschaft. Seit Jahren setzt sie sich für annehmbare Arbeitsbedingungen der Sexarbeiter ein. 2009 schöpfte sie Hoffnung: Die schwarz-grüne Regierungskoalition von Ole von Beust setzte im Frühjahr 2009 einen "Runden Tisch Sexuelle Dienstleistungen" ein. Mit am Tisch saßen Vertreter fast aller Behörden, aus Behörden und Initiativen. Am 2. Juni 2010 veröffentlichte der runde Tisch seinen Abschlussbericht. Darin heißt es: "Die Arbeits- und Allgemeinsituation von Prostituierten sollen verbessert werden." Der runde Tisch forderte, dass es für Prostitutionsstätten eine Erlaubnispflicht geben soll - um die Zuverlässigkeit der Betreiber und Mitarbeiter überprüfen zu können. Darüber hinaus sollten in den Bordellen bessere hygienische Bedingungen herrschen.

Seit zweieinhalb Jahren liegen die Vorschläge nun vor, die Regierung wechselte. Die Behörden verweisen auf Anfrage auf andere Behörden - oder auf die Bundesregierung. "Passiert ist nichts. Die Situation der Sexarbeiterinnen in Hamburg ist schlechter geworden", sagt Stefanie von Berg.

Die Stadt verbiete Prostituierten mittels Sperrgebietsverordnungen und Kontaktanbahnungsverboten die Arbeit, kritisiert von Berg. Sie findet: "Man kann Prostitution kaum verbieten. Sie gehört wohl zum Mensch-Sein dazu." Wer Prostitution verbiete, dränge Sexarbeiter ins kriminelle Milieu. Vor allem Frauen seien die Leidtragenden. "Sie werden abhängig von Männern, die Wohnungen beschaffen und Bordelle betreiben. Das ist lukrativ für die Männer - und ausbeuterisch für die Frauen." Die Missbrauchsgefahr sei im kriminellen Milieu besonders hoch.

Von Berg fordert, dass Sexarbeiter ihren Beruf ohne Auflagen ausüben können. Vor allem in Modellwohnungen, in denen mehrere Prostituierte arbeiten und sich gegenseitig schützen können. Aber auch in "Verrichtungsboxen", in die Freier mit ihren Autos fahren können. In solchen Einrichtungen gibt es Alarmknöpfe für den Notfall.