Befragung hat keine eindeutigen Hinweise auf einen Zusammenhang der Asse und den Krebserkrankungen im Umfeld ergeben.

Wolfenbüttel. Im Umfeld des maroden Atomendlagers Asse gibt es keine eindeutigen Hinweise auf ein erhöhtes Krebsrisiko durch Strahlenbelastung. Dies ergab eine im Auftrag des Landkreises Wolfenbüttel erstellte Studie. Vor zwei Jahren hatte eine erhöhte Zahl an Krebserkrankungen in der 10 000 Einwohner zählenden Samtgemeinde Asse für Schlagzeilen gesorgt. Ein direkter Zusammenhang mit dem Endlager konnte jedoch nicht festgestellt werden. Der Landrat des Kreises, Jörg Röhmann (SPD), wies bei der Vorstellung der Studie am Donnerstag jedoch daraufhin hin, dass er sich mehr Daten erhofft habe. „Die Aussagekraft ist stark eingeschränkt“, sagte er. Dennoch gebe es für die Asse seiner Meinung nach Entwarnung.

Nach einer Feinauswertung des Krebsregisters Niedersachsens waren von 2002 bis 2010 pro Jahr zwei Leukämie-Neuerkrankungen in der Asse registriert, landesweit kommt auf 10 000 Bürger nur eine Neuerkrankung dazu. Bei den Schilddrüsenkrebs-Fällen traten sogar dreimal so viele wie im statistischen Mittel auf. „Die Ursache für die Häufung konnten wir nicht klären“, stellte Röhmann klar.

„Wir können dennoch Entwarnung für die Asse geben, denn gerade die Mitarbeiter des Endlagers sind nicht betroffen“, begründete Röhmann seinen Optimismus. Nur einer der 800 Beschäftigten, die von 1967 bis

2008 im Endlager gearbeitet haben, ist nach jetzigem Kenntnisstand an Leukämie erkrankt. Das habe ein Abgleich mit den aktuellen Erhebungen und dem Krebsregister sowie einer früheren Befragung aller Beschäftigten in der Asse ergeben.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag sehen allerdings „keinen Anlass für eine vorschnelle Entwarnung“. „Die absolut dürftige Datenlage ist ein Teil des Asse-Skandals“, sagte der Fraktionsvorsitzende Stefan Wenzel. Er forderte, dass Betreiber von Atomanlagen verpflichtet werden sollen, amtlich kontrollierte Verzeichnisse über möglicherweise berufsbedingte Erkrankungen ihrer Mitarbeiter anzulegen. Auch von den Linken hagelte es Kritik.

Nach den Berichten 2010 hatten sich 152 Krebskranke gemeldet und Fragen unter anderem nach Arbeitsstellen, Wohnort und Risikofaktoren beantwortet. In der Fragebogen-Aktion waren alle Krebsarten erfasst worden. Leukämie und Schilddrüsenkrebs wurden besonders beachtet. Beide Krebsarten stehen im Verdacht durch eine erhöhte Strahlenbelastung ausgelöst zu werden.

Von den 152 an der Studie teilnehmenden Bürgern kommen 40 aus der Samtgemeinde Asse, davon litten acht an Leukämie und sechs an Schilddrüsenkrebs. In den Jahren seit 2002 wurden im Krebsregister insgesamt 47 Neuerkrankungen von Leukämie und Schilddrüsenkrebs aus der Samtgemeinde erfasst. „Wir hatten erwartet, dass sich alle 47 Betroffenen melden“, sagte Dorothea von Nicolai vom Gesundheitsamt Wolfenbüttel.

Doch nur etwa ein Drittel von den 47 Fällen im Krebsregister konnte einem der Bürger zugeordnet werden, die detailliert über ihre Lebensumstände Auskunft gegeben haben. Die reinen Angaben aus dem Register, Geschlecht, Alter und Postleitzahl, hätten nur wenig zur Ursachenforschung beitragen können. Erst ab 1. Januar 2013, dann tritt das neue Krebsregistergesetz in Kraft, gebe es zudem eine generelle Meldepflicht. „Bislang müssen nur Pathologen Krebserkrankungen melden, künftig auch Ärzte“, erläuterte von Nicolai