Hamburger Forschern zufolge ist die Zahl der Kriege weltweit zurückgegangen. Doch andere Konflikte forderten mehr Todesopfer.

Hamburg. Die Welt ist im zu Ende gehenden Jahr ein bisschen friedlicher geworden: Die Zahl der Kriege und bewaffneten Konflikte ging nach Angaben der Hamburger Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück - und zwar um drei auf 34.

„Die von organisierten Kämpfen zahlenmäßig am stärksten betroffenen Weltregionen waren 2012 Afrika mit 13, gefolgt vom Vorderen und Mittleren Orient mit 11 und Asien mit 9 kriegerischen Konflikten.“ In Lateinamerika gab es demnach einen blutigen Konflikt – in Kolumbien, wo die Rebellengruppe Farc 2012 weiter gegen den Staat kämpfte. „Darüber hinaus waren auch 2012 eine ganze Reihe von Gewaltkonflikten zu beobachten, die nicht von der AKUF erfasst werden“, teilten die Forscher am Mittwoch mit.

Ein Krieg und ein bewaffneter Konflikt begannen in diesem Jahr neu: Die deutlich größere Aufmerksamkeit dabei habe der Krieg in Mali auf sich gezogen, berichtete die Arbeitsgemeinschaft. „Mitte Januar begannen Tuareg-Rebellen gemeinsam mit islamistischen Gruppen für die Unabhängigkeit des als Azawad bezeichneten Nordmali zu kämpfen.“ Ein Militärputsch im März habe den Rebellen die Eroberung des Nordens erleichtert. Mittlerweile stehe der Norden im wesentlichen unter der Kontrolle von Islamisten. Außerdem gab es 2012 sporadische Kämpfe zwischen Sudan und Südsudan.

Fünf kriegerische Konflikte gelten den Angaben zufolge als beendet - in der Elfenbeinküste, an Grenzabschnitten zwischen Thailand und Kambodscha, im Jemen, im Niger-Delta in Nigeria sowie in der pakistanischen Provinz Belutschistan. „Die Provinz gehörte allerdings weiterhin zum Operationsgebiet der pakistanischen Taliban“, teilte die AKUF mit. Ein Krieg oder bewaffneter Konflikt gilt laut AKUF als beendet, wenn es mindestens ein Jahr lang keine Kampfhandlung gab.

Außerdem gab es in diesem Jahr eine Reihe von Gewaltkonflikten, etwa unter Drogenbanden in Mexiko. „Diese Konflikte forderten 2012 erneut mehr Todesopfer als die meisten Kriege“, hieß es. In mehreren Ländern griffen sich Milizen verschiedener Bevölkerungsgruppen wechselseitig an – in Nigeria muslimische und christliche, in Myanmar buddhistische und muslimische und im Libanon sunnitisch-muslimische und alawitische. „In Kenia verlief die Konfliktlinie nicht zwischen Religionsgruppen, sondern zwischen Viehzüchtern und Ackerbauern“, erklärte die AKUF. „In allen diesen Fällen gab es mehrere Dutzend bis zu über 100 Todesopfern, und die Übergriffe erstreckten sich jeweils über mehrere Monate.“

Zu den Gewaltkonflikten zählt laut Arbeitsgemeinschaft auch die Landbesetzung im Juni in Paraguay, bei der knapp 20 Bauern und Polizisten starben – und die dazu führte, dass Präsident Fernando Lugo des Amtes enthoben wurde. In Ägypten verübten Anfang August Islamisten ein Anschlag auf einen Grenzposten zu Israel, dabei und bei der anschließenden Militäraktion kamen mehr als 40 Menschen ums Leben. „Ebenfalls im August wurden 34 streikende Bergarbeiter in Südafrika durch Polizisten getötet, was das Ansehen des seit Ende der Apartheid politisch unangefochtenen regierenden ANC nachhaltig schädigte.“