Kubicki spricht von „Erstaunen und Kopfschütteln“ über den Vorschlag. Niebel verteidigte seine Äußerungen bei einer Pressekonferenz.

Berlin. Entwicklungsminister Dirk Niebel ist mit seinem Vorschlag einer Wahlkampf-Doppelspitze der Liberalen intern auf Kritik gestoßen. Der schleswig-holsteinische Fraktionschef Wolfgang Kubicki sagte, der Vorstoß löse bei ihm „Erstaunen und Kopfschütteln“ aus. Der Chef der Jungen Liberalen, Lasse Becker, sagte Reuters, die JuLis kommentierten nicht jeden „unsinnigen Vorstoß eines unserer Egomanen aus der Partei- oder Fraktionsführung“. Auch andere führende FDP-Mitglieder sagten, sie hielten von der Idee nichts, wollten sich aber nicht offen in die Debatte einklinken. Vermutet wurde in Parteikreisen, Niebel wolle sich möglicherweise selbst für einen Posten ins Spiel bringen.

Niebel hatte in der „Rheinischen Post“ für den Bundestagswahlkampf ein Doppel aus Parteichef und Spitzenkandidat ins Spiel gebracht. „Sie sehen auch bei der SPD, dass ein Spitzenkandidat nicht zwingend Parteichef sein muss“, sagte der frühere Generalsekretär. Gewöhnlich gelte aber ein Vorsitzender als potenzieller Spitzenkandidat, „es sei denn, es gibt gute Gründe, das anders zu entscheiden“. Der Fraktionsvorsitzende, der Parteichef und alle anderen Mitglieder des Präsidiums müssten im Team die Bundestagswahl meistern. Niebel war erst vor wenigen Wochen zum Spitzenkandidaten der mächtigen Südwest-FDP für die Bundestagswahl gekürt worden.

Wer die Liberalen im Bund in die Abstimmung im Herbst nächsten Jahres führt wird, ist noch offen. Parteichef Philipp Rösler hat sich dazu bislang nicht festgelegt. Entscheiden soll darüber ein Bundesparteitag im Mai, wo auch die Führungsriege neu gewählt wird.

Der FDP ist es bislang nicht gelungen, aus dem Umfragetief zu kommen. Röslers politisches Schicksal gilt als eng verbunden mit der Landtagswahl am 20. Januar in Niedersachsen, wo es eine schwarz-gelbe Regierung zu verteidigen gilt.

Bei einer Pressekonferenz in Berlin verteidigte Niebel seine Äußerungen. Im Gespräch mit der Zeitung habe er darauf hingewiesen, dass man generell nicht nur mit Spitzenkandidaten, die auch Parteivorsitzende seien, in die Wahl ziehen könne. „Gute Gründe sieht man ja bei der SPD oder wollten Sie mit Sigmar Gabriel als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl gehen?”