Vor zehn Jahren war er noch "Fischers Fritz". Der Parteistratege, der sich den Kopf - auch - über die Wahlslogans zerbrach. "Wer will, dass Joschka Fischer Außenminister bleibt", formulierte Fritz Kuhn im Bundestagswahlkampf 2002, "wird die Grünen wählen!" Der Erfolg war durchschlagend. Dank der Grünen schaffte es der SPD-Kanzler Gerhard Schröder soeben noch mal über die Hürde, und Fischer blieb selbstverständlich Außenminister.

Inzwischen ist Fischers Fritz 57. Da muss man sich als Politiker schon fragen, ob man weiter in der zweiten Reihe herumstehen will oder ob man mal was in eigener Sache riskieren sollte. Das hat Kuhn jetzt getan. Am Sonntag haben ihn die Stuttgarter zu ihrem Oberbürgermeister gewählt. Angetan von dem Wahlslogan "Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben", den Kuhn natürlich selbst entwickelt hatte.

Am 7. Januar wird Kuhn, der mit einer Schulbuchredakteurin verheiratet ist und zwei Söhne hat, sein Amt antreten. Er selbst spricht beglückt von einer "Heimkehr". Immerhin hat er als Landtagsabgeordneter und Hochschulprofessor zwölf Jahre in Stuttgart gelebt.

Dass es trotzdem kein Heimspiel werden muss, ist Kuhn natürlich klar. Jeder, sagt er gelassen, erbe Entscheidungen von seinen Vorgängern. In diesem Fall ist es Stuttgart 21, das Bahnprojekt, das immer noch eine Menge Stuttgarter auf die Palme bringt. Vor allem die grünen!