Aus Rücksicht auf seine Familie wollte der SPD-Fraktionschef nicht Kanzlerkandidat werden. Streit um Wahltermin geht weiter

Berlin. Frank-Walter Steinmeier, SPD-Fraktionschef, hat nach eigenen Worten aus Rücksicht auf seine Frau auf die Kanzlerkandidatur verzichtet. "Die letzten zwei Jahre seit der Transplantation haben gezeigt: Auch wenn es überwiegend gut geht - es gibt ein paar Tage im Jahr, an denen ich an der Familienfront gefordert bin", sagte Steinmeier zu "Bild am Sonntag". Der Verzicht auf die Kandidatur sei die notwendige Konsequenz gewesen, da er sich diese Freiheit habe bewahren wollen. Steinmeier hatte seiner Frau vor zwei Jahren eine Niere gespendet.

Der SPD-Politiker und Kanzlerkandidat von 2009 hatte vor zwei Wochen auf eine Kandidatur verzichtet und dafür nicht näher ausgeführte persönliche Gründe genannt. Daraufhin hatte die SPD den früheren Finanzminister Peer Steinbrück als Herausforderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Schild gehoben.

Seine Frau habe ihn nicht zum Verzicht gedrängt, sagte Steinmeier. Sie hätte vielleicht auch eine andere Entscheidung mitgetragen. "Aber ihre Vorstellung vom Lebensglück war eine andere", betonte er.

Die Entscheidung gegen die Kandidatur sei ihm nicht leicht gefallen, sagte Steinmeier. Er sei jedoch dankbar dafür, dass seine Frau und er nach der Transplantation zu einem glücklichen Zusammenleben zurückgefunden hätten. Beide seien gemeinsam durch einen langen Tunnel gegangen. "Ich bin unendlich dankbar, dass wir so viel Stabilität in unserem Leben wieder hingekriegt und jetzt wieder eine gemeinsame Perspektive für hoffentlich viele Jahre haben", erklärte der Sozialdemokrat. "Das ist ein großes Geschenk, das ich auch so empfinde; deshalb habe ich beschlossen, jetzt nicht gleichzeitig politisch alles auszureizen."

Er selbst wolle sich in nächster Zeit dennoch nicht aus der Spitzenpolitik zurückziehen. Im Wahlkampf werde er sich "voll für die SPD reinhängen, damit Peer Steinbrück Kanzler wird".

Streit gibt es unterdessen weiter über den möglichen Termin für die Bundestagswahl im nächsten Jahr. SPD und Grüne wollen ihn nicht in den Schulferien. Er habe "die klare Erwartung, dass sich ein Wahltermin durchsetzt, der nicht mit Ferienterminen kollidiert", sagte Steinbrück. Der 29. September erfülle diese Voraussetzung nicht. Zudem sei es merkwürdig, dass sich eine Bundestagswahl nach den Bedürfnissen einer bayerischen Regionalpartei richten solle. Damit spielte Steinbrück auf die CSU und die Landtagswahl in Bayern an, nach deren Termin sich die Bundestagswahl möglicherweise richten soll.

"Die Angst der CSU, bei der bayerischen Landtagswahl in den Abwärtsstrudel der schwarz-gelben Chaostruppe in Berlin zu geraten, ist verständlich", bekräftigte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann in der "Rheinischen Post" die Position von Parteichef Sigmar Gabriel. Das dürfe aber nicht dazu führen, gute Staatspraxis aufzugeben und Bundestagswahlen in die Ferien zu legen. "Ein Wahltermin in den Herbstferien verringert die Wahlbeteiligung und schadet damit der Demokratie." Es blieben die Termine 15. und 22. September 2013 für die Bundestagswahl - "egal, wann Bayern wählt".