Berlin. Die Bundesregierung drängt auf eine Aufweichung der Visumfreiheit für Bürger aus Serbien und Mazedonien, um den Zustrom nach Deutschland zu stoppen. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) sprach von Asylmissbrauch und appellierte an das Europäische Parlament, die Visumfreiheit zu überprüfen. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums haben im September 1395 Serben (Vormonat 496) und 1040 Mazedonier (Vormonat 620) um Aufnahme in Deutschland gebeten. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, hat der Zustrom in den ersten Oktobertagen sogar noch stark zugenommen. Viele Aufnahmeeinrichtungen sind inzwischen überfüllt. Bundesweit werden Notunterkünfte gesucht.

Gegenüber dem Vormonat ist auch die Gesamtzahl der Asylbewerber sprunghaft gestiegen. Im September beantragten 6691 Menschen Asyl in Deutschland. Das waren 27,7 Prozent mehr als im August. Die Einwanderung hat offenkundig weitestgehend wirtschaftliche Motive: Weit mehr als 90 Prozent der Anträge wurden in der Vergangenheit abgelehnt.

Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, in der Bundesrepublik würden die Asylanträge von Serben und Mazedoniern "prioritär" bearbeitet. Ziel sei es, die Verfahren zu verkürzen. Dies gehe aber zulasten derjenigen, die tatsächlich schutzbedürftig seien.

Der SPD-Innenexperte Michael Hartmann verlangte unterdessen ein konsequentes Durchgreifen gegen eine Einwanderung aus wirtschaftlichen Motiven. Hartmann sprach von "gewissenlosen Banden", die Menschen vom Balkan nach Deutschland locken würden, um "eine gewisse Zeit in diesem System zu sein".

Die Gewerkschaft der Polizei forderte als Konsequenz aus dem Ansturm von serbischen und mazedonischen Asylbewerbern verschärfte Kontrollen an den EU-Außengrenzen.