Bis 2020 soll der Stromverbrauch um zehn Prozent sinken. Die Opposition sieht ein Ablenkungsmanöver der Bundesregierung

Berlin. Alle Haushalte in Deutschland sollen künftig Energieberatungen nutzen können, um Strompreissteigerungen durch die Energiewende abzufedern. "Wir wollen bis 2020 allen Haushalten die Möglichkeit geben, eine solche Beratung in Anspruch zu nehmen, nach Möglichkeit auch kostenlos", sagte Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) in Berlin nach einem runden Tisch mit Energiebranche, Kommunen, Verbraucherschützern und Vertretern von Wohlfahrtsverbänden. Schon im Schulunterricht solle auf das Thema hingewiesen werden. Bisher hätten erst zehn Prozent der Haushalte solche Beratungen in Anspruch genommen. Einkommensschwache Haushalte sollen gratis Energiesparartikel zur Verfügung gestellt bekommen.

Bislang gibt es unter anderem kostenpflichtige Energieberatungen der Verbraucherzentralen und den Stromspar-Check der Caritas sowie des Bundesverbandes der Energie- und Klimaschutzagenturen. Im Schnitt können den Projektträgern zufolge rund 86 Euro Stromkosten pro Jahr gespart werden. Für den Stromspar-Check flossen seit 2009 rund 22 Millionen Euro aus Mitteln des Umweltministeriums. Die Energieberatungen der Verbraucherzentrale werden vom Wirtschaftsministerium gefördert.

"Wir haben uns vorgenommen, den Stromverbrauch in Deutschland bis zum Jahr 2020 um zehn Prozent zu senken", betonte Altmaier. Das Ziel sei aber nur zu schaffen, wenn alle Bürger und nicht nur einkommensschwache Haushalte für das Thema sensibilisiert würden. "Wir wollen zu einer spürbaren qualitativen und quantitativen Ausweitung der Beratung kommen."

Mit einer Ausweitung solcher Angebote soll der starke Anstieg der im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Umlage zur Förderung von Ökostrom aufgefangen werden. Erwartet wird, dass die auf den Strompreis aufgeschlagenen Förderkosten bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden von 125 auf bis zu 185 Euro pro Jahr steigen. Da noch die Mehrwertsteuer dazukommt, ist mit deutlich steigenden Strompreisen im kommenden Jahr zu rechnen. Die Höhe der Umlage für 2013 wird am kommenden Montag offiziell bekannt gegeben.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte Altmaiers Handeln als unzureichend: "Was nützt es, wenn der Arbeitslosengeld-II-Bezieher lernt, wie er seine Energiekosten senken kann, wenn im gleichen Atemzug die Energieverschwendung woanders steuerlich begünstigt wird." Trittin betonte, Union und FDP trieben die Strompreise der Bürger, weil sie zum Beispiel auch Hähnchenmäster und Rechenzentren von der Zahlung der Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien befreiten.

FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle konterte, schuld sei die von Trittin als Bundesumweltminister eingeleitete Förderung erneuerbarer Energien. "Jürgen Trittin wirft Nebelkerzen, um seine Verantwortlichkeit für die steigenden Stromkosten zu verschleiern."