Ein Salafist steht vor Gericht, weil er bei einer Kundgebung im Mai mit einem Messer auf zwei Polizisten eingestochen haben soll.

Bonn/Solingen. Rund Fünf Monate nach den heftigen Messerattacken auf Polizisten in Bonn muss sich ein Salafist vor Gericht verantworten. Der Prozess gegen den Deutsch-Türken beginnt an diesem Mittwoch unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen vor dem Bonner Landgericht. Zunächst sind vier Verhandlungstage angesetzt.

Der 26-Jährige soll am 5. Mai bei Ausschreitungen radikal-islamischer Salafisten eine Polizistin und einen Polizisten mit einem Messer verletzt haben. Dem Mann, einem in Deutschland aufgewachsenen türkischen Staatsangehörigen, wirft die Anklage gefährliche Körperverletzung sowie besonders schweren Landfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vor.

Bei den von der rechtsextremen Splitterpartei Pro NRW provozierten Ausschreitungen waren insgesamt 29 Polizeibeamte verletzt worden. Weniger als 30 Pro-NRW-Leuten hatten rund 500 bis 600 Gegendemonstranten gegenübergestanden. Als Pro-NRW-Anhänger eine Mohammed-Karikatur in die Höhe hielten, soll der Angeklagte mit anderen Demonstranten Flaschen und Steine auf Polizisten geworfen haben. Dann soll er drei Beamte gezielt mit einem Messer angegriffen und zwei von ihnen – darunter eine Frau – mit Stichen in den Oberschenkel „erheblich verletzt“ haben.

Der Angeklagte hatte bei der Polizei seine Tat damit begründet, dass die Beamten den Anhängern von Pro NRW erlaubt hätten, Mohammed-Karikaturen zu zeigen. Dies habe die Muslime beleidigt.

Der wegen mehrfacher gefährlicher Körperverletzung bekannte Angeklagte aus Hessen war unter dem Verdacht des dreifachen versuchten Polizistenmordes in Untersuchungshaft gekommen. Dieser ursprünglich bestehende Verdacht habe sich durch die Ermittlungen nicht belegen lassen, erklärte die Bonner Staatsanwältin Vanessa Weber. Der Mann habe die Angriffe zwar gestanden, aber eine Tötungsabsicht bestritten. Die Verletzungen seien außerdem nicht lebensgefährlich gewesen.

Den Krawallen in Bonn waren Angriffe von Salafisten auf Polizisten in Solingen vorausgegangen. Dort waren am 1. Mai Beamte bei einer Kundgebung von militanten Islamisten mit Steinen beworfen und mit Fahnenstangen attackiert worden. Drei Menschen wurden verletzt.