Bonn. Bundespräsident Joachim Gauck hat eine Debatte über Altersarmut in Deutschland als "überfällig" bezeichnet. Selbstbestimmung sei ein hoher Wert für das Leben älterer Menschen, sagte Gauck am Freitag in Bonn bei einer Festveranstaltung zum 50-jährigen Bestehen des Kuratoriums Deutsche Altershilfe (KDA). Um sie zu ermöglichen, sei aber auch genügend Geld notwendig. Gauck fügte hinzu, als Bundespräsident dürfe er sich in konkrete Fragen nicht einmischen.

Mit Blick auf die alternde Gesellschaft verlangte Gauck Verbesserungen für Pflegebedürftige und ein gesellschaftliches Umdenken. "Wir brauchen mehr Arbeitgeber in Deutschland, die ihre Mitarbeiter für die Pflege von Angehörigen freistellen, ihnen Teilzeit oder Telearbeit ermöglichen", sagte er. Angesichts des demografischen Wandels setzt der Bundespräsident vor allem auf die Städte und Gemeinden und die Netzwerke von Familien und Nachbarschaften. "Ich glaube daran, dass ein stabiles, aufmerksames Wohnumfeld manche Talfahrten in der Biografie auffangen kann."

Notwendig sei darüber hinaus ein kultureller Wandel, der zu einem würdigen Umgang mit Alter, Krankheit und Tod führe, so Gauck. "Wir sind als Gesellschaft erst ganz bei uns, wenn wir bis zum Schluss beieinander bleiben." Wichtig seien nicht nur Strukturen und Gelder, um die Zukunft zu bewältigen. "Wir brauchen vor allem Menschen, die mit den existenziellen Fragen umgehen können, weil diese Fragen stärker als früher unser Zusammensein prägen werden." Gauck betonte, für ihn seien mangelnde "emotionale und soziale Kompetenz der größte Engpass und damit die größte Schwachstelle unserer Gesellschaft. Summen lassen sich zur Not von heute auf morgen umschichten. Seelen dagegen müssen reifen".

Der KDA-Vorstandsvorsitzende Jürgen Gohde forderte von der Politik grundlegende Verbesserungen für Pflegebedürftige, insbesondere für Demenzkranke. Notwendig sei ein nationaler Aktionsplan.