Regierungschef Samaras sieht die Demokratie gefährdet und bittet um Hilfe

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel reist am Dienstag zu Beratungen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras nach Athen. Sie nehme damit die von Samaras bei seinem Deutschlandbesuch ausgesprochene Einladung an, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.

Mit einem dramatischen Appell vor allem an die Adresse Deutschlands hatte Samaras zuvor seine Bitte um ein weiteres Entgegenkommen der Geldgeber untermauert. Im "Handelsblatt" warnte der Regierungschef in eindringlichen Worten vor einem Absturz Griechenlands, sollte seine Regierung scheitern. Dann sei die Demokratie gefährdet und "wartet auf uns das Chaos". Samaras verglich die Situation mit der am Ende der Weimarer Republik in Deutschland. Die griechische Gesellschaft sei bedroht "durch etwas, das es in unserem Land noch nie zuvor gegeben hat: den Aufstieg einer rechtsextremistischen, man könnte auch sagen faschistischen, Neonazi-Partei". Erhalte sein Land nicht bald die nächste Tranche an Hilfsgeldern, werde die Staatskasse Ende November leer sein. Ein Austritt aus der Euro-Zone sei dabei "keine Option für Griechenland - es wäre eine Katastrophe". Samaras versichert, sein Land werde die Zusagen gegenüber der EU und Deutschland einhalten. "Die Menschen wissen, dass dies die letzte Chance Griechenlands bedeutet", unterstrich Samaras.

Seit Wochen verhandelt seine Regierung intern und mit der Troika aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission über zusätzliche konkrete Einsparungen. Eine Einigung ist die entscheidende Voraussetzung, dass gut 30 Milliarden Euro an Hilfsgeldern freigegeben werden. Noch ist nicht absehbar, wann der erforderliche Troika-Bericht vorliegt und ob darin eine Freigabe der Mittel empfohlen wird. Zuletzt gab es jedoch Signale aus den Partnerländern, dass Athen mit einer Zustimmung rechnen kann.

Samaras warb mit Nachdruck um die Unterstützung der Kanzlerin. "Angela Merkel ist für mich eine verlässliche Stütze", sagte er. Sie sei jederzeit willkommen in Griechenland. "Wir wissen sehr zu schätzen, dass uns die Deutschen und die Europäer in dieser schwierigen Zeit helfen", betonte Samaras. Zugleich machte er aber klar, dass die Griechen die Grenze ihrer Belastbarkeit erreicht haben. "Die bisherigen Einschnitte gingen bereits bis auf die Knochen", sagte er. "Die Armut wächst, immer mehr Menschen müssen in Suppenküchen gehen, um eine warme Mahlzeit zu bekommen."