Initiator von “Schwerter zu Pflugscharen“ erhält heute Bundesverdienstkreuz

Dresden/Berlin. Er ist erklärter Pazifist, ein Urgestein der unabhängigen DDR-Friedensbewegung. Mit dem Namen Harald Bretschneider, 70, verbindet sich vor allem die einst populäre Kampagne "Schwerter zu Pflugscharen". Der Pfarrer und gebürtige Dresdner gab vor gut 30 Jahren den Anstoß für die Herstellung Hunderttausender Lesezeichen und Aufnäher mit dem Friedenssymbol. Heute erhält er in Berlin unter anderem für sein Friedensengagement während der DDR-Zeit und als Initiator der Gründung zahlreicher evangelischer Schulen in Sachsen nach 1990 das Bundesverdienstkreuz. Zusammen mit 34 weiteren Persönlichkeiten nimmt er die Auszeichnung im Schloss Bellevue entgegen.

Der evangelische Theologe absolvierte bis zu seinem Ruhestand 2007 in der sächsischen Landeskirche eine vielseitige Berufskarriere: Landesjugendpfarrer, Direktor der Dresdner Stadtmission, Oberlandeskirchenrat. Unermüdlich arbeitete er dabei für den Frieden. Mit der Kampagne "Schwerter zu Pflugscharen" brachte er die DDR-Behörden in Nöte. Als Vorlage diente die Skulptur des Sowjetkünstlers Jewgeni Wutschetitsch. Das Werk stand schon damals viele Jahre vor dem Uno-Gebäude in New York. Für die massenhafte Herstellung der Aufnäher und Lesezeichen griff Bretschneider zudem in die Trickkiste. Er ließ sie auf Vlies drucken, denn das war ohne Genehmigung möglich. In der von Hochrüstung geprägten Zeit Anfang der 80er-Jahre erlangte das Friedenssymbol in der DDR große Popularität. Vor allem junge Menschen trugen es an Jacken und Taschen.

Die SED warf den Trägern des unerwünschten Symbols "undifferenzierten Pazifismus" vor. Es folgten Strafen und Repression - vom Herausschneiden des Aufnähers aus der Jacke bis zum Rauswurf aus Schulen. Dennoch war der Friedens-Schmied nicht mehr aus der Welt zu schaffen. Er begleitete die Arbeit der DDR-Friedensgruppen als einendes Symbol bis zum Ende des SED-Regimes 1989.