Berlin. Die Aufholjagd der Ostdeutschen nach Lebensverhältnissen wie im Westen ist auch 22 Jahre nach der Wiedervereinigung noch lange nicht vorbei. Nach dem Bericht der Bundesregierung zum Stand der deutschen Einheit liegt die Bevölkerung in den neuen Bundesländer in zentralen Fragen weiterhin deutlich hinter der in Westdeutschland zurück. Nach dem Bericht sind die Haushaltseinkommen in Ostdeutschland ein Fünftel niedriger als die im Westen. Bei der Kaufkraft liegen Thüringen, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt 16 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt. Im vergangenen August lag die Arbeitslosigkeit im Osten über zehn Prozent, im Westen bei sechs Prozent. Die Wirtschaft schließt nicht auf: Die Produktivität liegt bei 80 Prozent von der im Westen. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner kommt auf 71 Prozent von dem der Mitbürger im Westen.

Als Ursachen für die wirtschaftliche Schwäche wird in dem Bericht unter anderem das Fehlen großer Konzerne aufgeführt. Eine Folge davon sei, dass es weniger Arbeitsplätze für Hochqualifizierte gebe als im Westen.

Ostdeutschland als Wohnort scheint auch in den Augen der Bürger weniger attraktiv zu sein als Westdeutschland. Von 1990 bis 2008 nahm die Bevölkerung in den neuen Bundesländern um fast zwölf Prozent ab. Nach den Vorhersagen des Statistischen Bundesamts wird die Bevölkerung in ganz Deutschland zwischen 2008 und 2030 um 5,7 Prozent schrumpfen. Dramatisch ist dabei die Entwicklung in Ostdeutschland. Dort wird ein Bevölkerungsrückgang von 15 Prozent erwartet.

Dabei sind dem Bericht zufolge wesentliche Weichen für die Prosperität gestellt worden. Seit 1991 seien 82 Milliarden Euro in Infrastrukturmaßnahmen wie Autobahnen und Schienen geflossen. In diesem Zeitraum habe Ostdeutschland mit einem gesamtdeutschen Bevölkerungsanteil von 20 Prozent und einem Flächenanteil von 34 Prozent 36 Prozent der Investitionen in diesem Bereich kassiert.