Der Opec-Anschlag 1975 in Wien steht im Mittelpunkt eines Frankfurter Prozesses. Eine heute 79-Jährige soll damals Waffen beschafft haben.

Frankfurt/Main. Knapp vier Jahrzehnte nach dem tödlichen Terroranschlag auf die Opec-Konferenz in Wien rollt das Frankfurter Landgericht die Geschehnisse noch einmal auf. Auf der Anklagebank sitzt seit Freitag eine mutmaßliche ehemalige Terroristin der Revolutionären Zellen (RZ). Die Anklage wirft der 79 Jahre alten Sonja Suder dreifachen Mord und einen versuchten Mord vor.

Außerdem müssen sie und ihr Gefährte Christian Gauger (71) sich wegen diverser Sprengstoffanschläge in den 1970er Jahren in Nürnberg, Frankenthal bei Ludwigshafen und Heidelberg verantworten. Als die beiden Angeklagten am Freitag den Gerichtssaal betraten, klatschten Sympathisanten, darunter viele junge, minutenlang Beifall. Suder und Gauger winkten ihnen lächelnd zu.

Die Verhandlung begann mit Befangenheitsanträgen der Verteidigung. Sie warf dem Gericht vor, nicht ausreichend geprüft zu haben, ob die Aussagen einiger Zeugen, auf die sich die Anklage stützt, überhaupt verwertbar sind. So sei einer der Zeugen, der bei einem Attentatsversuch Augen und Beine verlor, bei der Vernehmung 1978 traumatisiert gewesen.

Suder soll den Terroristen Hans-Joachim Klein rekrutiert haben, der später in seinem eigenen Prozess als Kronzeuge gegen sie aussagte und 2001 wegen des Opec-Anschlags zu neun Jahren Haft verurteilt wurde. Gauger soll für Anschläge auf Fabriken in Nürnberg und im pfälzischen Frankenthal sowie auf das Heidelberger Schloss verantwortlich sein. In den Jahren 1975 bis 1978 entstand dabei erheblicher Sachschaden. Mit dem Opec-Attentat hat der schwer kranke Gauger laut Anklage nichts zu tun.

Bei dem Überfall auf die Konferenz der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) in Wien 1975 waren Dutzende Menschen als Geiseln genommen worden, darunter mehrere Ölminister. Drei Menschen wurden getötet. Dafür ist Suder nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft mitverantwortlich, obwohl sie in Wien gar nicht dabei gewesen sei. Sie habe sich vorher im Frankfurter Stadtwald mit Klein getroffen und Waffen für Carlos beschafft, den Chef des Terrorkommandos. Die Geiselnahme ist strafrechtlich mittlerweile verjährt, ebenso die Mitgliedschaft Suders in einer terroristischen Vereinigung.

Gemeinsam mit Gauger war Suder im September vergangenen Jahres von Frankreich den deutschen Justizbehörden übergeben worden. Der gesundheitlich stärker beeinträchtigte Gauger kam zunächst in ein Gefängniskrankenhaus in Kassel und ist derzeit nicht inhaftiert, Suder wurde in Frankfurt in Untersuchungshaft genommen. Sie ist laut Justizministerium die derzeit älteste Untersuchungsgefangene in Hessen.

Die Schwurgerichtskammer verhandelt wegen des Zustands Gaugers nur höchstens drei Stunden pro Tag. Der Prozess wird sich deshalb erheblich in die Länge ziehen – schon jetzt hat das Gericht 39 Fortsetzungstermine bis zum 26. März nächsten Jahres festgesetzt.