Hamburg/Berlin. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) will den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung verringern. Das Bundeskabinett soll heute dafür grünes Licht geben. Mit der Novelle des Arzneimittelgesetzes werde mehr Transparenz geschaffen und die Überwachung deutlich verbessert, sagte Aigner dem Abendblatt. Die Überwachungsbehörden müssten wissen, in welchen Betrieben überdurchschnittlich viele Antibiotika eingesetzt werden. Die Ministerin appellierte an die Bundesländer, den rechtlichen Vorgaben Taten folgen zu lassen.

"Die zuständigen Länder sind gefordert, vor Ort ausreichend Kontrollen durchzuführen und in auffällige Betriebe hineinzugehen", sagte die CSU-Politikerin. Bei übermäßigen Verwendungen von Medikamenten könnten die Betriebe künftig leichter ermittelt und zu gezielten Gegenmaßnahmen verpflichtet werden. "Notfalls müssen die Behörden vor Ort ganz konkrete Verbesserungen bei den Betrieben einfordern, wenn dort nachweislich zu viele Antibiotika eingesetzt wurden", sagte die Ministerin über die Rechtsnovelle. "Diese Instrumente geben wir den Ländern jetzt an die Hand. So tragen wir dazu bei, die Gefahr von Resistenzen bei Menschen und Tier zu verringern", sagte sie.

Zuvor hatte bei einer Klausurtagung der Agrar- und Verbraucherschutzpolitiker der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Franz-Josef Holzenkamp (CDU), eine praktikable Umsetzung für Tierhalter und Behörden gefordert. Die Verringerung von Antibiotika sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Darin müssten auch die Heimtierhaltung und die Humanmedizin einbezogen werden.

Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit waren unter den rund 1700 Tonnen Antibiotika, die im Jahr 2011 an Tierärzte abgegeben wurden, nur knapp zwölf Tonnen sogenannte Reserveantibiotika.