Mannheim. Bei schweren Ausschreitungen am Rande eines kurdischen Kulturfestes in Mannheim sind am Sonnabend 80 Polizisten verletzt worden. Die meisten wurden durch Wurfgeschosse wie Ziegelsteine oder Flaschen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Ein Polizist erlitt Rippenbrüche, als er mit einer Eisenstange geschlagen wurde. Auch Feuerwerkskörper wurden gezündet. 13 Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden demoliert. Die Beamten setzten Pfefferspray ein. Sie hatten sich zwischenzeitlich hinter ihren Autos verschanzen müssen, um der Gewalt zu entgehen.

Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) verurteilte die Krawalle - und kündigte Konsequenzen an. "Das war grundlose Gewalt gegen die Polizei. So was geht nicht in unserem Rechtsstaat", sagte Gall. Die Veranstalter des Festivals mit 40 000 Besuchern seien "heillos überfordert" gewesen. Bis zum Abend gab es 31 Festnahmen. Neben Fahnen und T-Shirts mit Symbolen verbotener Organisationen wurden auch vier Messer und ein Schlagring sichergestellt.

Anlass der Eskalation war offenbar, dass Ordner einen 14-Jährigen wegen einer verbotenen Fahne am Betreten des Geländes hindern wollten, worauf ein Streit ausbrach. Die herbeigerufene Polizei wurde nach eigener Darstellung unvermittelt von hinten angegriffen. Als weitere Polizisten zur Unterstützung gerufen wurden, wurden Fahrzeug und Beamte mit Ziegeln beworfen.

Die Zahl verletzter Festteilnehmer ist unbekannt, da sich der Rettungsdienst ohne Polizeischutz nicht auf das Gelände wagte. Diesen konnten die Beamten aber trotz ihrer Ausstattung mit gepanzertem Körperschutz nicht gewährleisten.

Das kurdische Kulturfestival fand zum 20. Mal statt - bisher meist in Nordrhein-Westfalen. Nach Angaben des Dachverbands kurdischer Vereine in Deutschland (YEK-KOM) waren die bisherigen Veranstaltungen friedlich abgelaufen. Die Verantwortung für den Ausbruch der Gewalt trage in erster Linie die Polizei, die in den vergangenen Tagen vor allem kurdische Jugendliche drangsalierte und zu provozieren versuchte", erklärte der Verband.

Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) sagte: "Es ist für mich empörend, dass Randalierer ein ansonsten friedliches Kulturfest zu derartigen Ausschreitungen nutzen." Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verurteilte die Ausschreitungen. Die Politik müsse sich dafür einsetzen, dass künftig solche Veranstaltungen nicht mehr stattfinden dürfen. Bereits vor dem Fest der Kurden hatte es Auseinandersetzungen gegeben. Am Freitag musste die Polizei nach eigenen Angaben einen mehrtägigen Jugendmarsch von Straßburg Richtung Mannheim beenden, da er drohte, aus dem Ruder zu laufen.