Im Gespräch sind 200 Euro pro Tag und Spielstätte. Kritik von Suchtexperten zu dem Gesetzentwurf: “Aus präventiver Sicht katastrophal.“

Berlin. Der Zugang zu Geldspielautomaten soll nach Planungen der Bundesregierung erschwert werden. Zur Bekämpfung der Spielsucht sollen die Geräte künftig nur noch mit einer elektronischen „Spielerkarte“ benutzt werden können, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht. Die Spieler sollen die Karte laut „Saarbrücker Zeitung“ in Gaststätten oder Spielhallen kaufen und dann mit der Summe, die sie jeweils einsetzen wollen, beladen können.

Im Gespräch seien dabei eine maximale Obergrenze von 200 Euro pro Tag und Spielstätte, schreibt das Blatt. Die Karte soll zudem dafür sorgen, dass nach einer Stunde am Automaten eine Zwangspause eingeleitet wird, um Spieler zu bremsen. Weiteres Ziel ist, zu verhindern, dass Spieler gleichzeitig an mehreren Automaten zocken.

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Zunächst sollen die „Spielerkarten“ laut Gesetzesentwurf nicht an eine Person gebunden sein. Mittelfristig plant die Regierung jedoch, „Spielerkarten“ zu personalisieren, allerdings müssten davor noch technische Details sowie Datenschutzfragen geklärt werden.

Der Verband der Automatenunternehmer befürworte eine personenungebundene „Spielerkarte“ als flankierende Maßnahme zum Jugendschutz, sagte Geschäftsführer Harro Bunke. Dagegen würde eine Karte mit den persönlichen Daten des Spielers erhebliche datenschutzrechtliche Probleme aufwerfen, warnte er. Ähnlich wird das beim Spielautomaten-Hersteller und -Vertreiber Gauselmann gesehen: „Wenn es sich um eine personenungebundene Karte handelt, können wir uns damit anfreunden“, sagte ein Sprecher des Unternehmens.

Scharfe Kritik ernteten die Pläne der Regierung dagegen von den Grünen. Spielerkarten „bringen zur Suchtprävention gar nichts,“ monierte der Suchtbeauftragte der Grünen, Harald Terpe. Als effektive Maßnahme gegen Spielsucht schlug er vor, die Automaten aus Gaststätten zu verbannen, da dort die Jugendlichen „angefixt“ würden. Weiterhin forderte Terpe, die Geräte zu „entschärfen“, also die Spieldauer zu verlängern und die Einsatzhöhe zu verringern.

Auch Ilona Fürstenschnieder von der Landeskoordinationsstelle Glücksspielsucht Nordrhein-Westfalen kritisierte die Spielerkarten als „symbolische Politik, um Zeit zu schinden.“ „Die Botschaft, dass es OK ist, mal eben 200 Euro zu verzocken, ist aus präventiver Sicht katastrophal,“ sagte die Spielsuchtexpertin am Dienstag. Sie vermutet starken Druck der Automatenlobby auf das federführende Wirtschaftsministerium, schließlich missachte dieses jegliche Vorschläge von unabhängigen Experten und vom Gesundheitsministerium.

Der Psychologe und Leiter der Bremer Fachstelle Glücksspielsucht, Gerhard Meyer sagte: „Die Branche lebt von den Spielsüchtigen und will ihre Geschäftsgrundlage verteidigen.“ Personalisierte Spielerkarten, am besten mit einer Kopplung an den Finderabdruck des Spielers, findet Meyer dagegen „grundsätzlich gut.“ So könne das Thema Spielsucht angegangen werden.

In Deutschland sind laut Experten über 260.000 Menschen abhängig vom Glücksspiel.