Partei debattiert nach angekündigtem Rückzug von Schavan über Spitzenposten

Berlin. Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner erhält zunehmend Unterstützung für eine Kandidatur als stellvertretende Bundesvorsitzende ihrer Partei. Klöckner verbinde "zwei Dinge in hervorragender Weise: Sie ist inhaltlich profiliert und macht eine bodenständige Politik", sagte Unions-Fraktionsvize Günter Krings (CDU) der Zeitung "Rheinische Post". Auch sein Fraktionsamtskollege Michael Fuchs sprach sich für Klöckner aus. "Julia Klöckner ist ein frisches, fröhliches, junges Blut, was jetzt in der CDU-Spitze mit Sicherheit hilft", sagte Fuchs im Bayerischen Rundfunk.

Klöckner schweigt zu der Frage, ob sie eine der Stellvertreterinnen von Parteichefin Angela Merkel werden will. Die Landespartei sieht keinen Zeitdruck: Generalsekretär Patrick Schnieder sagte: "Unser Bundesparteitag ist im Dezember, jetzt haben wir August. Es besteht also gar kein Zeitdruck für Entscheidungen." Derzeit ist die 39-Jährige Präsidiumsmitglied der CDU.

Die Debatte um eine Neubesetzung der CDU-Führungsspitze war am Wochenende aufgekommen, nach-dem Bundesbildungsministerin Annette Schavan ihren Rückzug aus dem Bundesvorstand der Partei angekündigt hatte. Beim Bundesparteitag in Stuttgart 2008 erhielt die enge Vertraute Merkels mit 73,95 Prozent das schlechteste Ergebnis aller vier Vize-Bundeschefs. Die CDU-Landesverbände haben das Vorschlagsrecht für die Kandidaten. Das letzte Wort haben dann die Delegierten des CDU-Bundesparteitags vom 3. bis 5. Dezember in Hannover. Schavan gehört dem Landesverband Baden-Württemberg an.

Der reklamiert den Posten auch weiter für sich. Der baden-württem-bergische Landeschef der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA), Christian Bäumler, und die beiden CDU-Landesvize Winfried Mack und Thorsten Frei sprachen sich für CDU-Landeschef Thomas Strobl als Kandidaten aus. "Er ist der natürliche Bewerber um den Posten, hat das erste Zugriffsrecht", sagte Bäumler. Mack meinte: "Strobl ist derjenige, der als Erster gefragt werden muss." Er sei der Aufgabe gewachsen. Der gewichtige Landesverband Baden-Württemberg solle in der Lage sein, bei der ein oder anderen bedeutenden Frage im Bundesvorstand mitzubestimmen. Frei, Oberbürgermeister von Donaueschingen, erhob ebenfalls Anspruch auf das Führungsamt für die CDU Baden-Württemberg und betonte: "Thomas Strobl kommt grundsätzlich dafür in Betracht." Strobl hatte den Anspruch seines Landesverbands bereits am Sonntag angemeldet, aber nicht gesagt, ob er selbst seinen Hut in den Ring werfen will. Er fügte hinzu: "Wir werden jetzt im Landesvorstand und im Präsidium der CDU Baden-Württemberg das weitere Vorgehen besprechen." Die Gremien werden das Thema am 17. September diskutieren.