59 Fälle liegen bereits bei den Ermittlern. Der Vorwurf: Arbeitnehmer stempeln aus und arbeiten trotzdem wie gewohnt weiter.

Frankfurt/Main. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) schätzt, dass etwa 100 Firmen beim Kurzarbeitergeld betrogen haben. In 59 Fällen seien bereits Staatsanwaltschaften oder das Hauptzollamt eingeschaltet worden, sagte eine BA-Sprecherin der „Frankfurter Rundschau“. Arbeitnehmer würden „ausstempeln“ und trotzdem weiter arbeiten, vermutet die Bundesagentur.

Für Baden-Württemberg nannte ein Sprecher der dortigen BA- Regionaldirektion 31 Missbrauch-Verdachtsfälle. Ende September oder Anfang Oktober seien im Südwesten deshalb Sonderprüfungen geplant. Behördenmitarbeiter gingen in Betriebe, um Hinweisen auf Missbrauch nachzugehen. Ähnliche Pläne gebe es in anderen Bundesländern. Insgesamt gab es laut BA im März in rund 36 000 Unternehmen Kurzarbeit. Die Unternehmen in Deutschland wenden nach einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) rund fünf Milliarden Euro für die Kurzarbeit auf. Sie zahlten durchschnittlich 35 Prozent der Personalkosten für die ausgefallene Arbeit selbst, erklärten die Forscher des IAB.

Selbst wenn die Kurzarbeit länger als sechs Monate dauere oder Weiterbildungen angeboten würden, verblieben 24 Prozent der Personalkosten für die ausgefallene Arbeitszeit beim Unternehmen. Die Unternehmen tragen während der Kurzarbeit weiterhin die Hälfte der Sozialversicherungsbeiträge für die entfallene Arbeit. Die andere Hälfte wird von der Bundesagentur für Arbeit übernommen. Bietet ein Unternehmen während der Kurzarbeit Weiterbildungen an oder dauert die Kurzarbeit bereits länger als sechs Monate, werden die auf die Kurzarbeit entfallenden Sozialversicherungsbeiträge voll erstattet.