So einen steilen Aufstieg hat die Politik lange nicht erlebt: Der erst seit dem 10. Februar amtierende Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat laut ZDF-Politbarometer Kanzlerin Angela Merkel vom Thron des beliebtesten Politikers Deutschlands gestürzt.

Hamburg. Guttenberg kam auf einer Skala von plus 5 bis minus 5 auf einen Wert von 2,1 und verbesserte sich damit um 0,3 Punkte im Vergleich zur letzten Umfrage Anfang Juli. CDU-Chefin Merkel erreichte einen Wert von 2,0 und büßte 0,1 Punkte ein. Abgeschlagen folgen Finanzminister Peer Steinbrück mit 1,1 und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (beide SPD) mit einem Wert von 1,0. Steinmeier verlor 0,2 Punkte.

In der CSU löste die Umfrage Jubel aus. Der Chef der Jungen Union Bayerns und CSU-Bundestagsabgeordnete Stefan Müller hält Guttenbergs Stil für einen Erfolgsgaranten: "Die Bürger sehnen sich nach neuen, jungen Politikern, die der Politik ein anderes Gesicht geben. Guttenberg wird nicht als ein Vertreter der politischen Klasse wahrgenommen, die seit Jahrzehnten die politische Landschaft bestimmt", sagte Müller dem Abendblatt. "Der Wirtschaftsminister wird als glaubwürdig wahrgenommen, er gilt als unabhängig. Diese Kriterien kommen bei den Menschen gut an." Der CSU-Bundestagsabgeordnete Johannes Singhammer glaubt, dass Guttenberg mit seiner Kompetenz überzeugt: "Er vertritt glaubwürdig Positionen, wie wir in Deutschland Wachstum und Arbeitsplätze schaffen können. Er verkörpert überzeugend das zurzeit wichtigste politische Thema in Deutschland."

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis denkt bereits weiter: "Wenn er lange genug Dienste getan hat als Minister, warum sollte er dann nicht mal für die CSU als Bundeskanzler antreten?", sagte Geis dem "Kölner Stadt-Anzeiger". "Die CSU wäre ja auch mal dran." Das sieht der Parteienforscher Ulrich von Alemann anders. "Guttenberg wird sicherlich nicht unser nächster Kanzler", sagte er dem Abendblatt. Die Union habe zweimal einen CSU-Mann kandidieren lassen, Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber. Beide seien kläglich gescheitert. Von Alemann glaubt, dass Guttenbergs Beliebtheit nicht allein an seinen Fähigkeiten liegt: "Sein adliger Name kommt ihm sicherlich zugute, wenn man bedenkt, wie die Deutschen an Geschichten aus dem Adel interessiert sind."

In Guttenbergs Umfragehoch sieht der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Laurenz Meyer (CDU), einen Erfolg für die gesamte Union. "Nicht nur die CSU, auch die CDU sollte sich über die Umfragewerte von Herrn zu Guttenberg freuen", sagte Meyer dem Abendblatt. "Er hat ein klares Profil in den Augen der Bevölkerung. Dieses Profil kann der Union nur guttun, weil die wirtschaftspolitischen Fragen wahlentscheidend sein werden." Er habe das Wirtschaftsministerium gut positioniert und klare Aussagen gemacht, die manchmal unangenehm gewesen seien.

Laut Politbarometer ist Merkel in der Beliebtheit zwar nur Zweite, im Kanzlerduell jedoch fällt SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier mit 25 Prozent (minus 3 Punkte) immer weiter hinter sie zurück. 62 Prozent der Befragten (plus 3) wollen Merkel weiter als Kanzlerin. Selbst bei Anhängern der Grünen und der Linken liegt sie vor Steinmeier.

Wäre am nächsten Sonntag Bundestagswahl, würden Union (36 Prozent) und FDP (14 Prozent) dank eines Plus von einem Punkt im Vergleich zum Monatsanfang zusammen auf 50 Prozent kommen. Die SPD verliert einen Punkt und erreicht 24 Prozent, Grüne (11 Prozent) und Linke (9 Prozent) bleiben unverändert.