Jeder Dritte arbeitet am Wochenende und abends. Viele glauben, dass sie in ihrem derzeitigen Beruf das Rentenalter nicht mehr erreichen.

Berlin. Die Arbeitnehmer in Deutschland sind mit ihren Arbeitsbedingungen nicht besonders zufrieden. Das geht aus dem neuen Report des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) über die Arbeitswelt hervor. Danach beurteilen 55 Prozent der Beschäftigten ihre Arbeitsstelle als mittelmäßig, 33 Prozent als schlecht und nur zwölf Prozent als gut. Unzufrieden sind die Erwerbstätigen vor allem mit ihrem Einkommen, ihren Aufstiegsmöglichkeiten und ihren beruflichen Zukunftsaussichten.

Dennoch sehen die meisten ihre Arbeit als sinnvoll an und schätzen den Umgang mit Kollegen. Auf einer Skala von 1 bis 100 vergaben sie mit 79 die höchste Punktzahl für den Sinngehalt ihrer Arbeit, den niedrigsten mit 40 Punkten für ihr Einkommen. Die Beurteilungen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. „Wir haben auch keine Hinweise darauf, dass die Arbeit familienfreundlicher geworden ist“, sagte der DGB-Vorsitzende Michael Sommer. Die Arbeitnehmer stuften im Gegenteil die Möglichkeiten der Arbeitszeitgestaltung schlechter ein als noch 2008. Jeder dritte Beschäftigte arbeitet oft am Wochenende und abends. 13 Prozent arbeiten sehr häufig nachts, weitere 15 Prozent gelegentlich. Diese Gruppe ist gewachsen und wächst weiter.

Nur jeder zweite Beschäftigte glaubt, unter den gegenwärtigen Bedingungen bis zur Rente durchhalten zu können. Von den Beschäftigten in unsicheren und schlecht bezahlten sowie körperlich anstrengenden Jobs rechnet nur jeder Dritte damit, dass seine Arbeitsfähigkeit bis zur Rente erhalten bleibt. Jede dritte Verkäuferin und mehr als die Hälfte der Altenpflegerinnen und Krankenschwestern fürchten, weit vor der Rente aus ihrem Beruf ausscheiden zu müssen. Besonders auffällig sind die negativen Erwartungen der jungen Arbeitnehmer. Von den unter 25-Jährigen glauben nur 39 Prozent, dass sie bis ins Rentenalter voll arbeitsfähig sein werden.

Der „DGB Index Gute Arbeit“ beruht auf Befragungen von Beschäftigten, die mit Zustimmung der jeweiligen Unternehmensleitung erfolgen. Dabei beurteilen die Arbeitnehmer auf einer Punkteskala die Belastungen, das Einkommen, die Arbeitsabläufe, die Betriebskultur, ihre Chefs und ihre Gestaltungsmöglichkeiten auf der Arbeitsstelle. Die meisten Beurteilungen liegen im unteren Mittelfeld. Ostdeutsche Beschäftigte stufen ihre Arbeit und ihr Einkommen durchgängig deutlich schlechter ein als Westdeutsche. Über die Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise lassen sich aus den Anfang dieses Jahres erhobenen Daten noch keine Schlussfolgerungen ziehen.