Depressionen sorgen laut Krankenhausreport 2012 für immer längere Klinikaufenthalte. Dafür sinkt aber die Behandlung von Herzpatienten.

Berlin. Psychische Erkrankungen spielen eine immer größere Rolle bei Krankenhausaufenthalten in Deutschland. Wie aus dem neuen Krankenhausreport 2012 der größten gesetzlichen Krankenkasse Barmer GEK hervorgeht, verbringen Patienten mit einer Diagnose von psychischen Störungen heute deutlich mehr Zeit in einer Klinik als noch vor 20 Jahren. Die Behandlungszeit habe seit 1990 um 65 Prozent zugenommen, berichtete die Krankenkasse. Behandlungszeiten unter der Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hätten dagegen um 42 Prozent abgenommen.

Insgesamt dominieren die psychischen Erkrankungen sogar bei der Länge der Krankenhausaufenthalte. Pro 1000 Versicherte werden heute 61,6 Krankenhaustage wegen einer wiederkehrenden depressiven Störung gemeldet und 55,3 wegen einer sogenannten depressiven Episode. Etwa wegen eines Herzinfarkts kamen 22,1 Kliniktage zusammen. 2011 seien 13 von 1000 Versicherten wegen einer psychischen Krankheit in einer Klinik gewesen, so der Report - mehr als doppelt so viel wie 1990. Die häufigsten Diagnosen mit vollstationärem Krankenhausaufenthalt im vergangenen Jahr waren dabei psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen durch Alkohol.

In Nordrhein-Westfalen kamen auf jeden Versicherten 2,07 Krankenhaustage - so viel wie in keinem anderen Land. In Hamburg belief sich dieser Wert 2011 auf 1,89 Tage, am besten schnitt Baden-Württemberg mit 1,67 Tagen ab. Die Krankenhausausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung beliefen sch im vergangenen Jahr auf rund 58,6 Milliarden Euro - ein Anstieg von 3,4 Prozent gegenüber 2010.

Barmer-GEK-Vize Rolf-Ulrich Schlenker begrüßte unterdessen das Vorhaben von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) zur besseren Krebsvorsorge und lobte vor allem die vorgesehene Ausweitung der Früherkennung bei Darm- und Gebärmutterhalskrebs. Geplant ist, dass die Versicherten künftig von ihren Kassen zur Vorsorge dieser beiden Krebsarten gezielt eingeladen werden. Bisher geschieht dies bereits zur Brustkrebsvorsorge bei Frauen ab 50 Jahren. Zudem sollen im Krebsplan-Umsetzungsgesetz dem Entwurf zufolge auch die Altersgrenzen für Vorsorgeuntersuchungen fallen. Statt am Alter des Patienten soll künftig der allgemeine medizinische Wissensstand bei der Entscheidung für oder gegen eine Untersuchung berücksichtigt werden.

"So wie der Gesetzentwurf jetzt ist, wird dadurch für die Krebspatienten nichts besser", kritisierte jedoch der Geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh. Zum Teil gebe es bei der Vorsorgeuntersuchung zum Gebärmutterhalskrebs schon heute sehr hohe Teilnahmequoten, sagte er der "Welt". Auf Kritik stößt bei den Kassen auch der Plan zum Ausbau der klinischen Krebsregister, wozu die Länder verpflichtet werden sollen. In den Registern werden Daten zu Krebserkrankungen gesammelt. Deh bemängelte, dass Bahr es bei verschiedenen Krebsregistern belassen will: "Der bestehende Flickenteppich von 46 Registern muss abgelöst werden durch eine Stelle, die für aussagefähige, übergreifende, transparente Daten sorgt." Auch Schlenker sprach sich für eine bundesweite Sammlung aus. "Die Parzellierung auf Länderebene ist nicht das Gelbe vom Ei", sagte er.

Das Gesundheitsministerium reagierte auf die Kritik gelassen. Es handele sich um die "übliche Detailkritik im Rahmen eines Gesetzgebungsverfahrens", sagte ein Sprecher.