Karlsruhe. Die baden-württembergische CDU, einer der wichtigsten Landesverbände der Christdemokraten, hat mit dem früheren Ministerpräsidenten Stefan Mappus schonungslos abgerechnet - und sich auch gegen Kanzlerin Angela Merkels Vertrauten Volker Kauder gewandt. Beim Landesparteitag sagte CDU-Landeschef Thomas Strobl, Mappus habe mit seinem Alleingang beim Rückkauf der Anteile am Stromkonzern EnBW der "Glaubwürdigkeit der Politik und der CDU" geschadet. Das wollten die regierenden Grünen und die SPD nicht ganz gelten lassen. Sie sprachen von einer Mitverantwortung der CDU. Immerhin habe Mappus die Entscheidung mit Duldung seiner Parteifreunde getroffen. Mappus hatte beim Rückkauf der Anteile des Energieversorgers EnBW bis zu 840 Millionen Euro zu viel gezahlt. Gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue.

Der Unions-Fraktionschef im Bundestag, Volker Kauder, räumte ein: "Wir haben schwere Zeiten im Augenblick." Ohne seinen Vertrauten Mappus zu erwähnen, sagte er: "Wo Fehler gemacht worden sind, müssen sie offen angesprochen werden." Es dürfe aber keine Vorverurteilungen geben. CDU-Landeschef Strobl übte auch Selbstkritik: "Unser Fehler war, dass wir allzu lange und allzu unkritisch gefolgt sind." Die gesamte CDU lasse sich aber für Mappus' Fehler nicht in Mithaftung nehmen.

Grüne und SPD hielten Strobl vor, Mappus zum alleinigen Sündenbock machen zu wollen. "Die Mär von der einsamen Entscheidung ist längst widerlegt", meinten die Grünen-Vorsitzenden Thekla Walker und Chris Kühn. SPD-Generalsekretärin Katja Mast sagte, ohne einen gewohnt starken Mann renne die CDU im Land "kopflos durch die Gegend".