In ihren Sommerinterviews präsentieren sich der CSU-Chef Horst Seehofer und die Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) harmonisch.

Berlin. CSU-Chef Horst Seehofer drängt die Koalitionspartner zur Einführung des Betreuungsgeldes. "Wir erwarten, dass die Zusagen der FDP und der CDU eingehalten werden", sagte Seehofer gestern im Sommerinterview beim ARD-"Bericht aus Berlin". Der bayerische Ministerpräsident hatte wegen dieser Frage schon mit Koalitionsbruch gedroht, gab sich diesmal aber moderater. In den Parteispitzen sehe er wegen des Themas keine Probleme.

"Die Fraktions- und Parteivorsitzenden versichern mir immer wieder, dass sie diesen Vertrag einhalten wollen", sagte Horst Seehofer mit Blick auf den Koalitionsvertrag. Vertrauen sei die Grundlage einer Koalition. "Man muss sich aufeinander verlassen können." Seehofer widersprach in diesem Zusammenhang dem Eindruck, er verwickele sich in Widersprüche und trete in der Koalition als Querulant auf. Hinweise wie die auf das Betreuungsgeld oder eine Stabilitätsunion beim Euro müssten einem Parteivorsitzenden doch wohl noch erlaubt sein, sagte er. Er halte sich für glaubwürdig. "Bisher haben wir für Bayern und für meine Partei das durchgesetzt, was wir wollten." Es sei doch normal, dass ein Vorsitzender darstelle, was mit seiner Partei zu machen sei und was nicht. Damit habe die CSU ausnahmslos Erfolg gehabt.

Mit Blick auf eine entsprechende Überschrift in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte Seehofer, eine Bezeichnung wie "Crazy Horst" sei historisch gesehen "ein Ehrentitel für Häuptlinge. Das war zwar nicht so gemeint in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, aber es ist ein Ehrentitel für Häuptlinge". Crazy Horse war Häuptling der Oglala und besiegte 1876 George A. Custers 7. Kavallerieregiment am Little Big Horn.

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Auch die tatsächliche Chefin in der schwarz-gelben Koalition, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), gab gestern ein Sommerinterview. Horst Seehofer sei immer Partner und nie ihr Gegner, sagte sie im ZDF. Immerhin seien die CDU und die CSU Schwesterparteien. Merkel kündigte weiter an, die Bundestagswahl 2013 auch zur Abstimmung über den Euro und Europa zumachen. Im kommenden Jahr werde natürlich über die Frage abgestimmt, "wo steht Europa und welche Vorstellungen haben wir von Europa", sagte die CDU-Vorsitzende. Sie stelle sich Europa als eine Stabilitätsunion vor, "die sich weltweit auch behaupten kann".

Gleichzeitig bekräftigte Merkel, dass sie die Union im Wahlkampf als Kanzlerkandidatin anführen werde. Auf die Frage, ob sie wieder antrete, sagte sie: "Das habe ich schon gesagt, und deshalb muss ich es auch nicht wieder sagen. Aber die Arbeit macht mir Spaß."

Die Kanzlerin betonte, die Union werde im Wahlkampf "damit werben, dass wir weiter auf Wohlstandskurs bleiben wollen, dass wir die Herausforderungen - demografischer Wandel,Integration von Migrantinnen und Migranten - entschieden voranbringen müssen". Hier gebe es noch genugArbeit. "Ich bin ganz optimistisch, dass uns das gelingt."

Für die bevorstehende Abstimmung des Bundestags über die Milliardenhilfe für Spanien am Donnerstag hält Merkel die Kanzlermehrheit nicht für notwendig. "Wir bekommen immer die Mehrheiten, die wir brauchen", sagte sie. "Wenn ich zur Kanzlerin gewählt wurde, habe ich die Kanzlermehrheit jeweils gehabt. Wenn eigene Mehrheiten notwendig waren, bekomme ich sie, und davon gehe ich aus."