Berlin/Athen. Den Deutschen reißt wegen der schleppenden Reformfortschritte in Griechenland der Geduldsfaden. Im ZDF-Politbarometer sprachen sich 61 Prozent der Befragten dagegen aus, den Griechen mehr Zeit für Veränderungen zu geben. Die CSU brachte derweil einen vorübergehenden Euro-Austritt des Landes ins Gespräch. Und nach einem Bericht hat die griechische Regierung von den rund 300 mit den internationalen Geldgebern vereinbarten Maßnahmen 210 bisher nicht erfüllt. Die neue griechische Regierung will die Euro-Länder und den Internationalen Währungsfonds um zwei Jahre mehr Zeit für die Umsetzung der Reformen bitten. Die Bundesregierung stellt sich bisher dagegen.

Die "Rheinische Post" berichtete unter Berufung auf eine ungenannte Regierungsquelle, der vorläufige Bericht der Troika aus EU-Kommission, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank zeichne ein katastrophales Bild der Lage in Athen. In Berlin und Brüssel wurde dementiert, dass es einen solchen Bericht gebe. Allerdings äußerte FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle Zweifel am Reformwillen Griechenlands und lehnte einen Aufschub bei der Umsetzung der Sparvorgaben um zwei Jahre ab. Denkbar seien ein paar Wochen, "um der neuen Regierung in Griechenland Zeit zu geben, die Regierungsgeschäfte aufzunehmen". Diese Zeitspanne sei aber nicht unbegrenzt. "Auch bei den Auflagen werden wir den Griechen nicht weiter entgegenkommen können", fügte Brüderle hinzu.

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sagte: "Von Tag zu Tag wird deutlicher, dass Griechenland nur dann eine Chance hat, wenn es den Euro verlässt." Die Politik solle der Regierung in Athen ein Angebot aus drei Elementen machen: "Erstens: Griechenland verlässt den Euro, bleibt aber in der EU. Zweitens: ein EU-Marschallplan als Wiederaufbauprogramm für die griechische Wirtschaft. Drittens: Rückkehroption in den Euro, wenn Griechenland saniert ist." Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, es sei weiter das Ziel der Bundesregierung, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibe.

Dass die Regierung in Athen die Kehrtwende schafft, glaubt die Mehrheit der Griechen nicht. In einer neuen Umfrage vertraten 51 Prozent die Ansicht, die Regierung sei reformunfähig. 47 Prozent trauen dagegen dem Ministerpräsidenten Antonis Samaras zu, das Land aus der Krise zu führen. 66 Prozent sehen Griechenland auf dem falschen Weg.