Masar-i-Scharif. Zweieinhalb Jahre vor dem Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan läutet die Bundeswehr ihren Abzug ein. Dabei stehe die knapp 5000 Mann starke Truppe am Hindukusch vor ihrer größten logistischen Herausforderung, sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) gestern bei seinem Truppenbesuch in Masar-i-Scharif. Das größte deutsche Feldlager in Afghanistan gilt als Drehscheibe nicht nur für den Abzug der Bundeswehr, sondern auch für zahlreiche andere Nationen.

An dem Zeitplan des vollständigen Abzugs der Kampftruppen bis Ende 2014 soll sich nichts ändern. De Maizière sagte, die Übergabe der Verantwortung an die Afghanen laufe gut. Zudem habe sich die Sicherheitslage im Norden des Landes, in dem die Bundeswehr die Verantwortung trägt, in den vergangenen Monaten "deutlich verbessert". Das sei gerade in der Region Kundus zu spüren, die in den vergangenen Jahren noch als Hochburg der Taliban in Nordafghanistan galt. Hier habe sich das Blatt offensichtlich gewendet.

Die Bilanz des Verteidigungsministers zum Ende seines eintägigen Afghanistan-Besuchs fiel insgesamt positiv aus. "Die gute Nachricht: Die Zahl der Anschläge geht zurück, und die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte ist besser geworden", sagte de Maizière mit Blick auf die mittlerweile rund 49 000 Soldaten und Polizisten in der Nordregion. Das ist das Dreifache der Isaf-Truppen in den Nordprovinzen Afghanistans. Noch in diesem Jahr könnte der Übergabeprozess so weit vorangeschritten sein, dass gut 80 Prozent der Afghanen in Gebieten leben, die von den eigenen Kräften kontrolliert werden.

Begleitet wurde de Maizière von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Er wollte mit seiner ersten Visite in Afghanistan den Soldaten aus dem Freistaat Respekt erweisen, die in Afghanistan einen schwierigen und wichtigen Dienst tun, sagte Tillich. De Maizière war bereits zum siebten Mal als Verteidigungsminister nach Afghanistan gereist.