Allein in den letzten vier Jahren gaben mehrere Millionen Menschen das Rauchen auf. Grund: die strengeren Gesetze. Kritik an Hamburgs Sonderweg.

Hamburg. Für immer mehr Deutsche ist Tabak tabu. Allein in den vergangenen vier Jahren gaben mehrere Millionen Menschen das Rauchen auf - offenbar als Folge der verschärften Nichtraucherschutzgesetze. Nach Studien der GfK Marktforschung (Nürnberg) stieg der Anteil der Nichtraucher von 64,8 Prozent im Januar 2007, als die Gesetze in Kraft traten, auf jetzt 71,0 Prozent. Damit greifen gegenwärtig nur noch rund 20 Millionen Deutsche zu Zigaretten und anderen Tabakerzeugnissen - so wenige wie noch nie seit Beginn der Erhebungen.

Die Kardiologin Ingeborg Aßmann, Präsidentin der Nichtraucher-Initiative Deutschland (NID), die die Studien in Auftrag gegeben hatte, nennt dieses Ergebnis "äußerst erfreulich". Es zeige, dass vor allem der bessere Nichtraucherschutz die Raucherquote deutlich verringert habe - und nicht etwa die zahlreichen Erhöhungen der Tabaksteuer. "Ich denke, dass erst die Verbannung des Rauchens aus öffentlichen Gebäuden und insbesondere den Gaststätten die Tendenzwende bei dieser gesundheitsschädlichen Verhaltensweise herbeigeführt hat", sagt die emeritierte Professorin. Dabei gehe es der Initiative nicht darum, das Rauchen in Deutschland generell zu verbieten, versichert Aßmann. Ziel sei es vor allem, dass sich Raucher so zu verhalten hätten, dass sie ihren nicht rauchenden Mitmenschen nicht schaden würden.

Die Initiative fordert, "bayerische und saarländische Verhältnisse in allen deutschen Gaststätten einkehren zu lassen - ein komplettes Rauchverbot". Dies müsse auch dann gelten, wenn es sich um Betriebe handele, die nur Getränke ausschenken.

Hamburg bestreitet zurzeit noch einen liberaleren Weg und gestattet Gastronomen unter bestimmten Voraussetzungen, selbst darüber zu entscheiden, ob sie ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal betreiben wollen. "Der Schutz der Nichtraucher darf nicht mehr allein Ländersache sein", sagt Ernst-Günther Krause, Vizepräsident der Nichtraucher-Initiative. Darüber hinaus sei es wettbewerbsverzerrend, wenn in einem Bundesland in bestimmten Gaststätten weiter geraucht werden dürfe und im benachbarten nicht. Über ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie muss noch das Verfassungsgericht in Karlsruhe entscheiden.

Tatsache ist: Die Zeiten sind für Deutschlands Raucher rauer geworden - auch was die Kosten anbelangt. Zum Jahreswechsel werden Zigaretten erneut teurer, wenn die zweite Stufe der von Bundesregierung und Bundesrat beschlossenen Tabaksteuererhöhung in Kraft tritt. Bis 2015 soll die Abgabe weiter in jährlichen Schritten angehoben werden. "Wir sehen Steuererhöhungen weiterhin kritisch", sagt Marianne Tritz, Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbands in Berlin. "Da die Anhebung jedoch in kleinen Schritten erfolgt, hoffen wir, dass es keine bemerkenswerten Änderungen beim Absatz der Markenzigaretten geben wird."

Der Tabaksteueranteil pro Packung wird sich ab dem 1. Januar 2012 von bisher 3,58 Euro (19 Stück, Packungspreis 4,90 Euro) auf 3,65 Euro (19 Stück, Preis fünf Euro) erhöhen. Der Steueranteil beim Zigarettenendpreis liegt damit bei rund 73 Prozent.